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Pascal Kiel

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5G Small Cells: Neues Leben für alte Telefonsäulen

Die gelben Telefonzellen der Deutschen Telekom sind schon seit 2019 aus dem Straßenbild verschwunden. Doch ihre Nachfolger, die öffentlichen Telefonstellen in Silber und Magenta, erweisen sich als zäh. Sie sind immer noch zu Tausenden in deutschen Städten zu sehen. Weil fast jede Passantin und jeder Passant ein Handy dabeihat, hält sich die Nutzung aber in Grenzen. Deshalb schaltet die Telekom die Telefonfunktion ab Ende Januar 2023 endgültig ab und baut diese Standorte bis 2025 auch ab – bis auf bundesweit rund 3.000 Säulen, die buchstäblich zu tragenden Säulen des modernen Mobilfunks werden. Auch hier werden die Telefon-Komponenten (Hörer, Tastenfeld etc) entfernt und verblendet. Die Telekom rüstet sie jedoch zu „Small Cells“ mit schneller 5G-Technik auf. Das Comeback der öffentlichen Telefonstellen, der „Ötels“, im 5G-Zeitalter – wir verraten, was dahintersteckt.

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Unser Reporter Pascal Kiel an einer "Ötel"

Moderne Technik im alten Gehäuse

So eine Telefonsäule mit neuem Innenleben – das kann man sich vorstellen wie ein VW Käfer, der mit blitzsauberem Elektromotor in die Zukunft fährt. Von außen sieht man nichts, doch im Inneren wartet die Überraschung. Telekom-Techniker Sebastian Viet erklärt, um was es sich bei den Small Cells, bei den kleinen Zellen, handelt: „Unter einer Small Cell kann man sich Mobilfunktechnik im Kleinformat vorstellen. Die ist wesentlich kompakter und einfacher zu verbauen als Technik, die an einem großen Dachstandort oder auf einem Turm auf einer Wiese hängt.“ Es geht also sozusagen um „Mini-Mobilfunk“, der keine großen Flächen versorgt, sondern die Straßen und Plätze in Innenstädten und Fußgängerzonen. Hier genügen schon Reichweiten von wenigen hundert Metern, um viele Menschen, die vorbeikommen, mit schnellem Mobilfunk ins Netz zu bringen. Dafür ist das Tempo bei Up- und Downloads mit der 5G-Frequenz 3,6 GHz umso höher.

5G - gut versteckt

Bisher hat die Telekom solche Small Cells nur zur Versorgung mit LTE verwendet. Nun schaffen die Retro-Säulen erstmals den Sprung in die Mobilfunkzukunft, so Techniker Viet: „Hier an der Stelle, was von außen gar nicht erkennbar ist, haben wir jetzt 5G-Technik eingebaut. Das haben wir bisher in drei Städten pilotiert – und eine davon ist Weiden.“ Wer in der Stadt in der Oberpfalz an der silbernen Telekom-Säule vorbeikommt, kann sich kaum vorstellen, dass der maximale Ausschlag der 5G-Anzeige auf seinem Smartphone der neuesten Technik zu verdanken ist, die in diesem „Ötel“ steckt. Schon witzig: Erst sorgen Smartphones dafür, dass die Telefonsäulen überflüssig werden. Und dann bringen die Säulen genau diese Smartphones schneller ins Netz und verlängern damit ihr eigenes Leben. Geschichten, wie sie nur der Mobilfunk schreibt.

Die Technik im Inneren

Viel Platz ist in so einer schmalen Säule nicht. „Small Cells sind kompakt, das ist die Grundbedingung, dass wir die Technik da reinbekommen“, verrät Sebastian Viet. Er öffnet die Technikklappe und zeigt, dass sich im Fuß der Säule zwei hellgraue Kästchen verstecken. Ein Kästchen enthält die Mobilfunktechnik. Darüber liegt der Radio Remote Head (RRH), dessen hauptsächliche Funktion Viet so erklärt: „Hier wird das Datensignal in ein antennentaugliches Hochfrequenz-Signal umgewandelt.“ Die Small Cell ist per Glasfaser an die Vermittlungsstelle angeschlossen. So landen die Daten der Nutzerinnen und Nutzer vor Ort praktisch in Echtzeit im weltweiten Netz der Deutschen Telekom. Und noch ein Detail, das zeigt, wie clever hier ein alter Standort fit für die Zukunft gemacht wurde: Von der Technik im Fuß der Anlage schlängelt sich ein Kabel am alten Münztelefon vorbei bis zum Dach der Säule. Dort sitzt unter dem magentafarbenen Telekom-Logo die Antenne der Small Cell in Form eines größeren Joghurtbechers. Sie hat hier perfekt Platz. Und so dient das leuchtende „Hütchen“ mit dem T nicht nur als Zierde, Wegweiser und Werbefläche, sondern versteckt und schützt auch die moderne Antennentechnik.

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Blick in das Dach der Säule

So werden die Standorte ausgewählt

Die Small Cells bringen das 5G-Signal direkt dorthin, wo der Datenverkehr entsteht – zu den Menschen in den Stadtzentren. „Unsere Funknetzplaner schauen sich für Small Cells besonders die Innenstadtlagen an, bevorzugt Fußgängerzonen und Altstadtbereiche“, schildert Techniker Viet. Der Grund liegt auf der Hand: „Man kann sich vorstellen, Altstädte haben sehr oft enge Gassen. Da ist es schwierig, mit einem normalen Dachstandort, der vielleicht sogar weiter weg liegt, diese Fußgängerzone unten auf der Straße zu versorgen.“ Hier sind Small Cells ideal, um das Netz zu verdichten und zu optimieren.

So weit reicht das Signal

Eine einzige Small Cell in einer aufgerüsteten Telefonsäule reicht schon aus, um größere Plätze wie den Unteren und Oberen Markt in Weiden mit schnellem 5G zu versorgen. „Wir haben im Schnitt einen Versorgungsradius von 200 Metern“, berichtet der Telekom-Experte. „Damit können wir die ganzen Datenströme hier direkt abfangen und in unser Netz bringen – gerade abends, wenn der Barbetrieb richtig losgeht.“ Und es gibt einen weiteren Vorteil für die Menschen, die hier leben und arbeiten: „Durch die Small Cells wird unser Dachstandort entlastet. Er hat dann mehr Kapazität für die restliche Umgebung frei.“

Die zweite Small-Cell-Variante

In der Variante, die die Telekom gerade in Weiden getestet hat, stecken sowohl die Mobilfunk- als auch die Antennentechnik mit der dafür erforderlichen Computerhardware komplett in der Telefonsäule. Es gibt aber noch ein zweites Modell, das vorwiegend im Norden und Westen Deutschlands eingesetzt werden soll – wie beispielsweise schon jetzt in Hattingen in Nordrhein-Westfalen. Von außen sieht diese Small-Cell-Stele genauso aus wie in Weiden. Der Unterschied steckt im Inneren, verrät Techniker Viet: „Im Anbaugehäuse haben wir hier nur eine Technikeinheit drin, in Weiden waren es ja zwei Stück. Diese Lösung ermöglicht es uns, dass wir nur noch das Funkmodul hier verbauen, also das Signal für die Antenne, das generiert wird.“ Berechnungen und Datenverarbeitung finden in diesem Fall aber nicht lokal direkt in der Säule statt. Denn dafür werden die Daten über Glasfaser in die Vermittlungsstelle geschickt.

Zwei Lösungen mit unterschiedlichen Vorteilen

Bei der Lösung in Hattingen kann ein zentraler Rechner, das sogenannte „Centralized Baseband“, in der Vermittlungsstelle die Daten mehrerer Small Cells verarbeiten. Maximal lassen sich 36 Small Cells an diese Hardware anbinden, die über zwei separate Stromversorgungen verfügt – wenn eine ausfällt, übernimmt nahtlos das zweite System. Von dort aus fließen die Daten über ein aktives Technikmodul ins Kernnetz der Deutschen Telekom. „Denn unsere Daten“, so Sebastian Viet, „möchten ja raus in die weite Welt“. Beide Lösungen haben ihre Vorteile. In Hattingen lässt sich vieles zentral steuern und warten. Allerdings müssen dafür sowohl die Telefonsäulen als auch die Vermittlungsstellen aufgerüstet werden. In Weiden ist die Technik dagegen komplett in die Säule integriert. „Ich brauche also nur eine Baustelle“, schildert Techniker Viet. Diese Variante erfordert im Vergleich mehr Hardware.

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Telekom-Techniker Sebastian Viet erklärt die unterschiedlichen Modelle.

Kein Unterschied für die Telekom-Kunden

Das Wichtigste ist aber: Für die Kunden der Deutschen Telekom gibt es keinen Unterschied zwischen den Small-Cell-Versionen. Sie profitieren in beiden Fällen von besonders schnellem 5G in Innenstädten, Altstädten und Fußgängerzonen. Deshalb verhilft die Telekom ab 2023 bundesweit den guten alten „Ötels“ zum großen 5G-Comeback und startet den Rollout der neuen Technik. „Wir haben jetzt erst mal den Pilotversuch abgeschlossen“, so Sebastian Viet. „Wir haben den Betrieb getestet, analysiert, und sind soweit zufrieden“. Nun kann der Ausbau starten.

So schnell sind die 5G-„Ötels“

Der Speedtest in Weiden findet gut 50 Meter von der Telefonsäule entfernt statt, ist also sehr realitätsnah. Die Smartphone-App zeigt exzellente 5G-Werte, die an der Gigabit-Marke kratzen: 846 Megabit pro Sekunde im Download – und 101 Mbit beim Hochladen von Daten, wie es zum Beispiel nötig ist, um Bilder und Videos auf TikTok, YouTube oder Instagram zu posten. „Ja, das passt. So wollen wir’s haben“, zeigt sich Sebastian Viet zufrieden. Die Messung und die bisherigen Erfahrungen zeigen: Die kleinen 5G-Zellen werden für die Kunden der Deutschen Telekom zum ganz großen Ding.

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