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Hubertus Kischkewitz

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Das Internet macht Grafenhausen zur Insel mitten im Schwarzwald

Bildhauer Simon Stiegeler

 

Gelebte Tradition getragen von moderner Technik. In Grafenhausen entwickelt ein Holzbildhauer seinen ganz eigenen Stil und findet Käufer über das Internet.

Es braucht nur ein paar Schritte, um die Vielseitigkeit von Simon Stiegeler zu erleben. Betritt der Besucher die Verkaufsräume des 40-jährigen Holzbildhauers in Grafenhausen, findet er links eher traditionelle Werke, Krippen etwa. Rechts vom Eingang sind mehr moderne Skulpturen ausgestellt, ums Eck herum geht es dann weiter in die Abteilung Fasnachtsmasken.

Holzfiguren in Engelsform

Skulpturen von Simon Stiegeler sind bis fünf Meter groß. Andere, wie die hier, messen nicht mal 30 Zentimeter.

 

Die Breite des Angebotes steht auch für den Künstler und Menschen Simon Stiegeler. So ist er Schwarzwälder durch und durch. Er steht zu den Traditionen der Region, ist aber ebenso auf der Suche nach Neuem. So möchte er mit Gleichgesinnten das angestaubte Image des Schwarzwaldes aufpeppen. Ein wenig frech taucht der rote Bollenhut, der zum Symbol des Schwarzwaldes schlechthin wurde, stark stilisiert und um die Knochen einer Piratenflagge ergänzt, auf Postkarten und einem Flaschenöffner oder einem T-Shirt auf. Der Schwarzwald wird bei ihm zum [:blackest Forest:].

Lilliane Stiegeler bemalt die Masken

Lilliane Stiegeler bemalt die Masken

 

Was er tut, kommt bei vielen an: So kürte ihn die Hochschwarzwald Tourismus GmbH zum Heimatbotschafter des Hochschwarzwaldes; die Badische Zeitung ehrte ihn mit einem Porträt in der Serie "Badens Beste". Und Stiegeler darf sich über anspruchsvolle Großaufträge freuen: Für das "Schwarzwaldhaus der Sinne" in Grafenhausen entwickelte er das komplette Gestaltungskonzept und Objektdesign.

Stiegeler lässt sich nicht auf bestimmte Aufgaben, Rollen oder Richtungen reduzieren. Bei seinen Werken mag er es groß, wie bei der Gestaltung eines ganzen Altarraumes. Bis zu fünf Meter hoch sind seine Skulpturen. Er mag es aber auch filigran, etwa bei nur 20 Zentimeter großen Skulpturen. Er schafft Skurilles, Grell-Buntes wie Zartes.

Eine skurrile Clownsmaske

 

Inspiriert wird er dabei vor allem von seiner Heimat, seinem Umfeld in Grafenhausen. Hier schafft er unablässig, von hier aus verkauft er seine Werke. Dass er so handeln und leben, abseits der großen Touristenströme erfolgreich sein kann, hat ganz entscheidend mit dem Internet zu tun. Er gewinnt über seine Webseite weltweit Aufmerksamkeit. Und die Leute wissen, warum sich eine Reise von Kanada in den Schwarzwald lohnt. Grafenhausen wird für ihn zur "Trauminsel, auf der er schon immer leben wollte“ und das Internet ist die "Verbindung zum Festland", wenn er diese denn braucht, um seine Sachen zu verkaufen. Auch durch Aussagen wie diese wird ein Besuch bei Simon Stiegeler zum persönlichen Gewinn, die Visite stimmt nachdenklich, entschleunigt, und zwar charmant und augenzwinkernd, wie der Flaschenöffner, das T-Shirt und die Wanduhren ohne Uhrwerk, bei denen sich nichts bewegt.

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