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Hubertus Kischkewitz

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Heftige Debatte im Land: Die Rückverstaatlichung droht

Die Telekom verlegt Glasfaserkabel zu den Verteilern in den Straßen.

Die Telekom verlegt Glasfaserkabel bis in die Straßen und stellt Tausende neue Multifunktionsgehäuse auf.

In Deutschland ist ein Debatte über die Frage entfacht, wie die Bevölkerung mit schnellem Internet versorgt werden soll und kann. Unser Weg ist klar: Wir setzen auf einen Mix aus Festnetz und Mobilfunk.  

Und das Ziel ist es, jedem Menschen den schnellstmöglichen Internetzugang zu bieten. Der Nutzer will immer und überall surfen. Wie das technisch funktioniert, das ist ihm völlig egal. Konkret heißt das für uns: Bis 2018 sollen rund 80 Prozent der Festnetz-Anschlüsse mindestens 50 MBit/s nutzen können. Knapp 75 Millionen Menschen in Deutschland können bereits heute auf unser LTE-Netz mit bis zu 300 MBit/s zugreifen – und der Ausbau geht weiter. Zehn Millionen Telekom-Kunden nutzen LTE aktiv.

Wir tun etwas, und zwar so viel wie kein anderer. Mehr als vier Milliarden Euro geben wir jedes Jahr dafür aus. Doch das reicht nicht, um zeitgleich überall ausbauen zu können.

Wo wir nicht mit eigenen Mitteln den Ausbau stemmen können, bieten wir uns als Partner der Kommunen an. In diesen Fällen gewährt die öffentliche Hand über das sogenannte Deckungslückenmodell einen finanziellen Zuschuss. Seit 2008 wurden über 6.700 Kooperationsverträge im gesamten Bundesgebiet geschlossen. Knapp drei Millionen Haushalte erhielten auf diese Weise schnelles Internet - zusätzlich zum eigenen selbstfinanzierten Ausbau der Telekom.

All das wird vielfach ausgeblendet. Stattdessen wird die Diskussion verkürzt auf die Frage: Was ist besser: Glasfaser bis ins Haus? Oder Vectoring (das gleichzeitig als Investition in alte Kupferinfrastruktur abgetan wird)? Diese Fragestellung greift aber viel zu kurz. Es kommt darauf an, welche Bandbreite und Geschwindigkeit beim Bürger ankommt und nicht, mit welcher Technik dies erreicht wird. Die geführte Diskussion führt viele Kommunen ins Betreibermodell - ein für sie unberechenbares Terrain. Bei diesem Modell bauen Landkreise mit finanzieller Beteiligung der Ortsgemeinden ihre eigenen Kernnetze und suchen sich dann dafür einen Betreiber.

Betreibermodelle beinhalten für die öffentliche Hand aber hohe Risiken. Kaum abschätzbar sind etwa Kundenpotentiale oder Folgekosten nach technischen Neuerungen oder nach großen Unwettern und Naturkatastrophen. Noch haben wir alle die schrecklichen Bilder nach dem Hochwasser in Sachsen und Bayern im Kopf, nach denen die Infrastruktur teilweise völlig neu aufgebaut werden musste. Auch führen Betreibermodelle auf kommunaler Ebene zu einer Zersplitterung der Netze: Statt einheitlicher Angebote erhalten Kunden regionale Insellösungen. Preise und Leistungen der Endprodukte sind in den wenigsten Fällen mit denen der Telekom vergleichbar. Betreibermodelle bedeuten ferner eine Dopplung unserer vorhandenen Glasfaser-Infrastrukturen mit staatlicher Förderung und somit eine Rückverstaatlichung der Infrastruktur auf kommunaler Ebene.

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Und viele Fragen bleiben bei diesem Modell bis zuletzt offen: So etwa, wie es kleineren Netzbetreibern gelingen soll, integrierte Netze (Stichwort 5 G) zu schaffen -  Netze für die digitalen Anwendungen und Geschäftsmodelle der Zukunft. Hier hat  das Deckungslückenmodell zweifellos Vorteile.

Klarzustellen ist zunächst, dass  der Vectoring-Ausbau ein Glasfaserausbau ist: Bei Vectoring wird die Glasfaser bis zu den Kabelverzweigern, den grauen Kästen am Straßenrand, verlegt. 80 Prozent der Kupferstrecken zum Kunden werden so durch Glas ersetzt. Und die Technik steht nicht still: Die Aufrüstung von Vectoring ist beschlossene Sache, Supervectoring wird das künftig auf 250 MBit/s hochschrauben. Schaltet man über einen Hybridrouter noch Bandbreiten aus dem Mobilfunk hinzu, sind 550 Mbit/s möglich. Wenn in Zukunft die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen bis in die Haushalte weiter ansteigt, tauschen wir die restliche Kupferstrecke ebenfalls aus – die Wirtschaftlichkeit vorausgesetzt.

Das Ausbautempo ist rasant: In einem Jahr bauen wir ein ganze Stadt aus, in nur zweien einen ganzen Landkreis. In so kurzer Zeit erhöhen sich für 97 Prozent der Haushalte die Bandbreiten deutlich. Mit Vectoring gibt´s für mehr als 85 Prozent im ersten Schritt- mindestens 50 Mbit/s. Der komplette Ausbau in Glas dürfte 15 bis 20 Jahre dauern.

Und es wird für alle preiswerter: Die Anfangs-Investition ist zehnfach niedriger als beim Betreiber-Modell. Und bisher hat niemand beantworten können, woher bauliche und finanzielle Mittel kommen sollen, wenn man 80 Milliarden Euro für eine sofortige flächendeckender Versorgung mit Glasfaser bis ins Haus braucht. Das finanzielle Risiko für die Kommunen ist bei dieser Vorgehensweise gleich Null, ein wichtiges Argument in Zeiten angespannter Etats bei Ländern und Kommunen. Betriebskosten beispielsweise oder außerplanmäßige Zusatzaufwendungen bei höherer Gewalt entfallen.

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