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Hubertus Kischkewitz

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LTE für die Wutachschlucht im Schwarzwald

Sie ist auch bekannt als der "Grand Canyon des Schwarzwalds". Die Wutachschlucht ist ein Naturwunder, in dem es jetzt auch Mobilfunk gibt. Aus guten Gründen.

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Der Wutachranger Martin Schwenninger zeigt den Rettungsektor G

Die Menschen von Bonndorf treffen schlaue Entscheidungen. Das haben sie bereits 1765 bewiesen, als sie die zweitälteste Sparkasse Deutschlands gegründet haben. Gute 250 Jahre später haben die Bonndorfer erneut weitsichtig entschieden, als sie die Versorgung des Ortsteils Gündelwangen und des Naturschutzgebietes Wutachschlucht mit LTE-Mobilfunk ermöglicht haben - im Sinne der Bürger und von rund 100.000 Wanderern, die die Schlucht jedes Jahr besuchen.

Wir haben die schöne Schlucht besucht.

Das ist die Wutachschlucht

Das spektakuläre Tal, das sich bis zu 170 Meter tief in die Landschaft gegraben hat, gilt nicht umsonst als der "Grand Canyon des Schwarzwalds". Hier sind über 1.000 Pflanzenarten zuhause, und mehr als 10.000 Tierarten - darunter die Mönchsgrasmücke, die Wasseramsel oder der Berglaubsänger. Allein 590 Großschmetterlingsarten surren durch die Schlucht, die ihren Namen von der Wutach hat, die hier durchfließt - ein nicht immer harmloser Fluss, der seine Bezeichnung nicht umsonst von der "wütenden Ach" ableitet, vom zornigen Fluss.

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Die Wutachschlucht von oben

Kein Wunder, dass dieses Paradies jede Menge Touristen anlockt, die hier eine faszinierende Naturlandschaft erleben können - die aber bisher bei Unfällen und schwereren Ausrutschern keine Hilfe per Handy holen konnten.

Kein Mobilfunk, keine schnelle Rettung

Mobilfunkempfang gab es in der Wutachschlucht bisher nicht - sehr zum Leidwesen der Besucher und der Bergwacht Wutach. Deren Vorsitzender Volker Krems erinnert sich an den Fall einer schwer am Knöchel verletzten Frau, deren Kameradin 45 Minuten laufen musste, bis sie endlich Handyempfang hatte: "Als wir am Einsatzort angekommen sind, war die Frau schon bewusstlos. Und diese Situation wird jetzt verbessert." Denn dank der Gemeinde und der Deutschen Telekom ist ab sofort LTE in der Wutachschlucht verfügbar.

Der Mast von Gündelwangen

Einen Funkmast gab es ganz in der Nähe des Bonndorfer Ortsteils Gündelwangen schon seit Längerem. Doch er wurde nicht für den Mobilfunk errichtet, sondern für das interne Kommunikationsnetz von Sicherheitsdiensten und Behörden, das das Land Baden-Württemberg betreibt. Doch nach längeren Verhandlungen konnte die Telekom an diesem Mast jetzt moderne LTE-Antennen anbringen, die nicht nur die rund 550 Einwohner von Gündelwangen mit Mobilfunk versorgen, sondern auch die Touristen und Helfer in der Wutachschlucht.

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Der Sendemast von Gündelwangen

Bonndorfs Bürgermeister Michael Scharf erklärt, warum diese Einigung landesweit praktisch einmalig ist. Denn normalerweise müsste ein Nutzer wie die Telekom allein schon aus steuerlichen Gründen die Hälfte der Baukosten des Mastes bezahlen - was die Mobilfunkversorgung hier wirtschaftlich unmöglich gemacht hätte. Aber, verrät der Bürgermeister: "Ich glaube, man ist zum ersten Mal in Baden-Württemberg von diesem Grundsatz abgewichen - weil unser Innenminister ein Machtwort gesprochen hat und für ihn sehr deutlich war, dass die Sicherheit der Bevölkerung vor den fiskalischen Interessen des Landes steht."

Die Überzeugungsarbeit des Bürgermeisters

Michael Scharf ist ein zupackender und engagierter Kommunalpolitiker, der sein Amt bereits 1992 angetreten hat - im Alter von nur 28 Jahren. Mittlerweile ist er praktisch sein halbes Leben lang Bürgermeister von Bonndorf. Sein persönliches Engagement und der Einsatz der Gemeinde haben die Mobilfunkversorgung von Gündelwangen und der Wutachschlucht erst ermöglicht - nachdem sich zunächst eine Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des Sendemastes gebildet hatte.

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Michael Scharf, Bürgermeister Bonndorf

Der Widerstand, so Bürgermeister Scharf, legte sich aber, "als klar war, dass dieser Sendemast ausschließlich für die Sicherheit der Bevölkerung da ist". Scharf überzeugte die Skeptiker mit guten Argumenten, so dass sich bei einer Bürgerbefragung schließlich nur noch eine einzige Familie gegen den Mobilfunkempfang aussprach.

Die aktive Rolle der Gemeinde

Bürgermeister Scharf ist überzeugt, dass eine Kommune bei kontrovers diskutierten Themen wie Windkraft oder Mobilfunk sehr genau am Ohr der Bürger sein und eine aktive Rolle übernehmen muss. Sein Rat an die Amtskollegen in anderen Regionen Deutschlands: "Meine Auffassung ist, dass man es selber in die Hand nehmen muss. Man bekommt dann zwar deutlich mehr Regen ab - aber für das sind wir gewählt."

Der Ranger aus der Wutachschlucht

Martin Schwenninger ist in der Wutachschlucht Ranger und Förster in Personalunion. Er kümmert sich also um den Naturschutz, aber auch um die wirtschaftliche Nutzung des Waldes in der Region. Er informiert Besucher sowohl auf einer Website (www.wutachschlucht.de) als auch per Twitter (@Wutachranger) über alle Neuigkeiten aus seinem Pflanzen- und Tierparadies. Motto: "Der Wutachranger zwitschert."

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Ranger Martin Schwenninger (links) zeigt Hubertus Kischkewitz, Pressesprecher der Telekom (rechts) die Wutach

Nun konnte Martin Schwenninger gute Nachrichten twittern: In der Wutachschlucht ist endlich LTE verfügbar! "Das erleichtert einiges", erklärt der Ranger. "Ich erinnere mich, dass ich beim letzten Unfall 20 Minuten aus der Schlucht herauslaufen musste, damit ich überhaupt Handyempfang hatte. Das ist etwas ganz Wertvolles, auch bei uns im Forst, wenn ein Arbeitsunfall passieren würde."

Weiterer Vorteil: Mit QR-Codes an den Infotafeln lassen sich die Wanderer nun noch einfacher und ausführlicher informieren - bald auch in englischer und französischer Sprache.

Eigentlich, lacht der Ranger, hat der LTE-Empfang in der Wutachschlucht nur einen einzigen Nachteil: "Mein Chef erreicht mich jetzt an meinem Arbeitsplatz." Wenn das das einzige Problem ist, haben Bürgermeister Scharf, die Gemeinde und die Einwohner offenbar alles richtig gemacht.

Video: Mit dem Ranger in der Wutachschlucht

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