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Nicole Schmidt

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Hallo, Netz…? Mobilfunk im Tunnel

Einen neuen Mobilfunkstandort zu finden, ist in Deutschland schon nicht einfach. Funklöcher in Tunneln zu schließen, ist aber noch einmal eine besondere Herausforderung.

Kennt jeder aus dem eigenen Erleben: Am anderen Ende der Leitung heißt es „Du, ich bin gleich im Tunnel. Kann sein, dass… mi… icht… ören … kxxrzz ….“ Stille. Gespräch beendet. Da es kein Naturgesetz gibt, demzufolge Mobilfunk in jedem Tunnel schlecht sein MUSS, sind die Gründe dafür wohl menschengemacht. Und in der Tat sind Tunnel etwas, wo sich auch bei nervenstarken Kolleginnen und Kollegen aus der Funknetzplanung die Stirn regelmäßig in Sorgenfalten legt.

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In ganz Deutschland gibt es Tunnel, naturgemäß sind es im bergigen Süden mehr als im Norden. Doch nicht immer führen Tunnel nur durch Berge. Manchmal dienen sie auch der Unterquerung, wie zum Beispiel der Hamburger Elbtunnel. Allein auf Bundesfernstraßen gibt es über 270 Straßentunnel mit einer Gesamtlänge von ca. 270 Kilometern. Die Schienenwege überbieten das sogar noch. Im Netz der Deutschen Bahn befinden sich fast 1000 Tunnelabschnitte mit insgesamt etwa 600 Kilometern Länge. 

Natürlich wollen Kundinnen und Kunden im Jahr 2023 auch während einer Tunnelfahrt störungsfrei telefonieren, surfen oder streamen. Und natürlich ist es auch der Anspruch der Telekom, genau das zu bieten – egal, ob im Straßen- oder im Eisenbahntunnel. Doch beim Mobilfunkausbau in Deutschland sind Tunnel eine harte Nuss, die da zu knacken ist.

Mobilfunk im Tunnel ist technisch anspruchsvoll

Die Schwierigkeit besteht darin, die Signale in den Tunnel zu bekommen. Ist ein Tunnel nur kurz und gerade, ist eine Versorgung von außen möglich. Dafür werden an den Tunneleingängen Antennen aufgebaut, die in den Tunnel sozusagen geradeaus „hineinleuchten“ und Züge und Fahrzeuge so auf ihrer Strecke durch den Tunnel mit mobilem Netz versorgen. Das ist der einfache Fall. 

Die meisten Tunnel sind aber eben nicht einfach. Sondern viele hundert Meter lang. Oder gekrümmt. Oder beides. Und damit fällt eine Versorgung von außen flach. Es braucht eine Sonderversorgung. Technisch wird das in aller Regel mit Schlitzkabeln gelöst. Die werden entlang der Tunnelwände angebracht und berieseln die Tunnelstrecke permanent mit Mobilfunksignalen, so ähnlich wie ein Rasensprenger das Wasser verteilt und sorgen so für einen durchgängigen Netzempfang. 

Ist ein Tunnel sehr lang – auch in Deutschland gibt es etliche Tunnel mit Kilometerdimension – setzt die Funknetzplanung auf optische Repeatersysteme. Das funktioniert mit vielen Mini-Antennen, mit denen der Tunnel in voller Länge bestückt wird. Die kleinen Antennen wirken dann zusammen wie eine eigene Mobilfunkzelle. Sie nehmen die Endgeräte der Kundinnen und Kunden vor der Tunneleinfahrt in Empfang, begleiten sie durch den Tunnel und übergeben sie dann am Tunnelausgang wieder an die reguläre Mobilfunkzelle.

Funklöcher im Tunnel stopfen, heißt oft Streckensperrung

Technisch gibt es also für alles eine Lösung. Die Herausforderung beginnt mit der Umsetzung. Denn zunächst mal ist die Planung einer Tunnelversorgung, die nicht von außen umgesetzt werden kann, wesentlich komplexer als die Planung eines freistehenden Mobilfunkmasten. Schon die Konzeptionierung der Signalzu- und abführungen zu den Schlitzkabeln oder Repeatersystemen in den Tunneln ist oft von Dritten wie der Deutschen Bahn oder der Autobahn GmbH abhängig. Auch der nächste Schritt, nämlich die Tunnel mit Schlitzkabeln oder einem Netz von Klein-Antennen zu durchziehen, braucht seine Zeit. So lange können keine Züge durch die Tunnel rasen und oft auch keine Fahrzeuge durch die Straßentunnel düsen. Damit bedeuten Bauarbeiten für Netzempfang im Tunnel im Klartext oft: Verkehrsstopp. Das heißt Streckensperrung, Umleitung, Stau, verlängerte Wegstrecken. Alles in etwa so beliebt wie ein Kropf. Wenig verwunderlich also, dass die zuständigen Institutionen wie die Deutsche Bahn oder die Autobahn GmbH als „Tunnelhüter“ bei Netzausbauplänen der Telekom nicht augenblicklich in Begeisterung ausbrechen.  

Der Kompromiss besteht oft darin, das Netz dann im Rahmen der nächsten, ohnehin geplanten Tunnelsperrung für Reparatur- oder Sanierungsarbeiten auszubauen. Um Belastungen im Bahn- und Straßenverkehr zu reduzieren, ist das sinnvoll. Für den Netzausbau bedeutet das aber deutlichen Zeitverlust. Denn so müssen oft Wartezeiten von einem Jahr, teils auch noch länger, in Kauf genommen werden. 

Beim Ausbau in Tunneln kooperieren die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica in aller Regel und haben Tunnelstandorte untereinander aufgeteilt. Wer einen Slot für den Ausbau „seines“ Tunnels erhält, nimmt die anderen Anbieter huckepack mit.

Telekom knöpft sich die letzten Tunnel-Funklöcher vor

Wie ist also in Anbetracht der Umstände die aktuelle Lage beim Netzausbau in Tunneln? Natürlich noch nicht perfekt, aber die Telekom setzt beharrlich alles daran, die Tunnellücken beständig zu schrumpfen. Auf den ICE-Strecken sind inzwischen alle Tunnel mit dem magenta Netz versorgt. Jetzt werden die Tunnel auf Regionalstrecken angepackt. Auch an den Autobahnen gibt es inzwischen in fast allen Tunneln mobilen Empfang. 

Bundesweit stehen insgesamt nur noch lediglich knapp 18 Tunnelkilometer aus, die wir bisher wegen fehlender Mitwirkung Dritter noch nicht ausbauen konnten. Und auch für diese letzten Tunnelstücke bleibt die Telekom geduldig dran, genauso wie auch an den Tunneln auf Bundes- und Landstraßen. Versprochen.

Zum ThemaInter(net) City Express: Mobilfunk für Bahntunnel

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