

Schnelles Netz für Balderschwang: Gottes Wort und Richtfunkwellen
Das haben sich Kollege Kischkewitz und ich anders vorgestellt. Wir hatten für unsere Mittagspause auf einen Schweinebraten mit krachender Kruste, dunkler Biersoße und einem dampfenden Kartoffelknödel spekuliert. Stattdessen sitzen wir nun auf dem Parkplatz vor der Pfarrkirche St. Anton in Balderschwang im strömenden Regen und kauen jeder an einem Apfel – dem letzten Essbaren in unserem Proviant. Wie konnte es so weit kommen?
Am Vormittag hatten wir noch am Video und Blog-Text für den Aufbau einer provisorischen Richtfunkanlage auf dem Nebelhorn gearbeitet („Telekom baut Richtfunkanlage auf dem Nebelhorn“). Gegen 11 Uhr waren wir dann von Oberstdorf Richtung Balderschwang aufgebrochen. Hinter Obermaiselstein führt eine 14 Kilometer lange Pass-Straße in Serpentinen zu der Gemeinde mit dem höchstgelegenen Ortskern in Deutschland. Ein Weg durch eine tolle, aber menschenleere Landschaft. Der Weg macht klar, warum hierherauf kein Kabel führt und warum Balderschwang per Richtfunk ans Netz der Telekom angebunden ist.
Erste Aufnahmen haben wir noch bei Sonnenschein gedreht. Dann schlug das Wetter plötzlich um und es begann tüchtig zu regnen. Als wir nach einem Lokal Ausschau hielten, mussten wir feststellen, dass alle Gastwirtschaften geschlossen waren. Wir hatten genau den Zeitpunkt zwischen Winter- und Sommersaison erwischt, den die hiesigen Gastwirte und ihre Familien selbst für einen kurzen Urlaub nutzen.
Das schönste Medienhaus Deutschlands steht in Balderschwang
Also sitzen wir bei strömendem Regen in meinem Ford Focus und knabbern an unseren Äpfeln. Gott sei Dank hat unser Gesprächspartner uns nicht vergessen und empfängt uns pünktlich um 14 Uhr im Medienhaus Balderschwang. Medienhaus? Ja, ganz richtig. Hier auf 1044 Meter über Normalnull steht das vielleicht schönste Medienhaus Deutschlands: die Heimat des Radiosenders Horeb, einem privaten christlichen Radiosender.
Wir staunen nicht schlecht, als uns der Geschäftsführer Peter Sonneborn durch das Gebäude führt: topmoderne Aufnahmestudios. 42 Mitarbeiter, 24 Programme, davon 16 Stunden live.
„Die Telekom-Anbindung hat für uns vor allem große Bedeutung für zuverlässige und qualitativ hochwertige Telefonkommunikation“, sagt Peter Sonneborn. „Wir haben seit Kurzem eine neue Telefonanlage, um für die Umstellung auf IP-Telefonie gerüstet zu sein. In unserem Programm haben wir viele Call-in-Sendungen. Außerdem sind viele unserer Referenten für lange Sendestrecken per Telefon zugeschaltet. Wir können bei 500 bis 600 Referenten aus Kostengründen nicht jedem einen hochwertigen Audio-Codec zur Verfügung stellen. Wir hoffen, dass sich über IP und den Codec G.722 die Sprachqualität bei entsprechend hochwertigen Telefonen und Headsets für unser Programm deutlich verbessert.“
Internet und Telefon ist hier oben also nicht nur für die rund 40.000 Urlaubsgäste unverzichtbar, die jedes Jahr hier haltmachen. Und weil der Bedarf immer weiter steigt, plant die Telekom, mit dem Umbau der Richtfunk-Anlage auf dem Nebelhorn demnächst in Balderschwang auch LTE anzubieten. Himmlisch.