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Hubertus Kischkewitz

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T-Cars: Mit schlauen Autos schneller zur Glasfaser

Ein sogenanntes „T-Car“ gab es in der Formel 1 jahrzehntelang. Das Kürzel stand für „Training Car“. Wenn Michael Schumacher & Co. einen Unfall bauten, konnten sie in dieses Ersatzauto wechseln. 2007 sind die T-Cars aus Kostengründen abgeschafft worden – aber nur in der Formel 1. Bei der Deutschen Telekom legen sie gerade erst los. Sie filmen, vermessen und analysieren mit Hilfe zahlreicher Kameras, Sensoren und künstlicher Intelligenz (KI) die Strecken für den Glasfaserausbau. Damit sorgen sie dafür, dass Glasfaser nicht nur schnelles Internet liefert – sondern auch schneller zu den Telekom-Kunden kommt.

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Auf einem Übungsplatz lernen die Fahrer*innen das Fahrverhalten der T-Cars kennen.

Technik und KI an Bord: T-Cars fahren will gelernt sein

Die T-Cars sind speziell für diesen Einsatzzweck umgerüstete Sprinter oder ähnliche Nutzfahrzeuge. Sie erfassen Daten wie Gullys, Straßenoberflächen, Risse in der Straße, Laternen, Bordsteine, Schutzwände oder Bäume, die in die Straße ragen. Damit erzeugen sie eine Art „Telekom Street View“ als Datengrundlage für die Planung von Glasfaser-Trassen. Mit all der Technik auf dem Dach und im Inneren sind die Messfahrzeuge gar nicht so leicht zu steuern. Deshalb müssen alle Fahrer*innen erst auf einen Übungsplatz, zum Beispiel beim ADAC in Rheinberg. Fahrer Pascal Kügler, quasi der Glasfaser-Schumi, verrät: „Die Fahrzeuge sind sehr hoch und sehr schwer. Allein oben auf dem Dach sind knapp 300 Kilo Zusatzgewicht. Damit verhalten sie sich völlig anders als ein normaler Pkw. Wer noch nie einen Sprinter mit einem so hohen Dachaufbau gefahren ist, unterschätzt das.“ Beim Bremsen, Schleudern und im Slalom lernen die T-Car-Fahrer alles, was sie können müssen, um solch ein Auto sicher zu beherrschen.

Kameras auf dem Autodach ideal platziert

Auf dem mächtigen Dachaufbau sitzen die sechs Kameras in rund 2,90 Metern Höhe – also höher als jede Zimmerdecke in einer normalen deutschen Wohnung. Niko Gitzen, Projektleiter für die T-Cars bei der Deutschen Telekom, erklärt, warum es gerade diese 2,90 Meter sein müssen: „Wir haben vor einigen Jahren einen Test von verschiedenen Fahrzeugen gemacht. Und dabei haben wir festgestellt, dass 2,90 Meter Kamerahöhe  optimale Ergebnisse bringt. Damit können wir den Gehweg, unter dem unsere Glasfaserkabel ja verlegt werden, optimal sehen und erfassen.“ Eine höhere Position würde die Autos noch schwerer und träger machen. Und wenn die Kameras niedriger sitzen, verdeckt häufig noch ein parkendes Fahrzeug die Sicht auf den Gehweg.

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Niko Gitzen, Projektleiter T-Cars, Deutsche Telekom.

T-Car liefern riesige Datenmengen

Kameras, Sensoren und künstliche Intelligenz – das sind im Wesentlichen die Techniken, mit denen ein T-Car die Umgebungsdaten erfasst. Projektleiter Gitzen schildert es genauer: „Wir nutzen verschiedene Kamerasysteme. Wir haben Panorama-Kameras mit einem 360-Grad-Umfeld. Wir benutzen Einzelbilder und einen augensicheren Laserscanner, der bis zu zwei Millionen Laserpunkte pro Sekunde aufnimmt. Die Kameras lösen alle fünf Meter aus. Das heißt, wir erzeugen alle fünf Meter sechs Bilder.“ Das sorgt für rund 25 Gigabyte Daten pro befahrenem Kilometer – oder für gut vier Terabyte pro Tag. Ganz wichtig: All diese Daten werden anonymisiert verarbeitet. Das gesamte T-Car-Konzept läuft mit einem hohen Datenschutz-Standard – so dass niemand Sorge haben muss, dass er selbst oder auch nur sein Autokennzeichen in Telekom-Rechnern weiterverarbeitet werden.

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Die 360-Grad-Kameras sind Teil der Ausstattung der T-Cars.

T-Cars in ganz Deutschland unterwegs

Die Deutsche Telekom hat mit ihrer T-Car-Flotte in den kommenden Jahren Großes vor. Sie soll zigtausende Straßenkilometer „abklappern“ und befahren, um den Netzausbau weiter zu beschleunigen. Jörg-Peter Heeb ist Leiter der Fiber Factory, also quasi der „Glasfaser-Fabrik“ der Deutschen Telekom. Er weiß, was die T-Cars bereits geleistet haben, und wie es weitergeht: „Wir haben schon Straßen in 750 Gemeinden mit über 3,3 Millionen Haushalten befahren. Das sind über 60.000 Kilometer, die wir hinter uns haben. Und wir werden in diesem Jahr auf weitere 70.000 Kilometer kommen.“ Die Messwagen sind auf ihren Touren vom hohen Norden bis in den tiefen Süden unterwegs, von Sylt bis ins Allgäu. Denn, so Jörg-Peter Heeb: „Überall dort, wo wir in den Breitbandausbau gehen wollen, brauchen wir die Unterstützung von den Fahrzeugen.“ Dabei hat die Telekom jetzt vier eigene T-Cars im Einsatz. Und sie greift außerdem auf baugleiche Fahrzeuge ihrer Dienstleister zurück.

Schnellere Planung, schnelleres Netz bei den Kund*innen

Flottere Planung von Glasfaser-Trassen – das bedeutet naturgemäß, dass das schnelle Glasfaser-Internet auch früher bei den Kund*innen der Telekom ankommt. Jörg-Peter Heeb drückt die Vorteile des KI-basierten und automatisierten Planungsprozesses so aus: „Die Fahrzeuge stehen symbolisch für den Anfang unseres Prozesses im Breitbandausbau. Denn sie sind extrem wichtig, um unsere Planung des Breitbandnetzes am Anfang zu unterstützen. Das hilft uns, viel mehr Städte und Gemeinden deutlich zügiger zu beplanen.“

Virtuelle Begehungen bringen auch Vorteile für Kommunen

Mit den T-Cars laufen die Planungen für den Glasfaser-Ausbau vor Ort schneller und mit weitaus weniger Aufwand. Davon profitieren nicht nur die Kund*innen, sondern auch die Kommunen. Früher mussten dafür Planer*innen quasi per Hand und zu Fuß alle Daten erfassen. Sie mussten beispielsweise die Oberflächen aufnehmen, Asphalt, Schotter oder Kopfsteinpflaster notieren. Das alles erledigt das T-Car viel schneller und effizienter. Als Ergebnis kommt am Ende eine optimale Route, der bestmögliche Weg für die neuen Glasfaser-Trassen, heraus. Trotzdem ist in vielen Gemeinden immer noch Überzeugungsarbeit erforderlich, wie Projektleiter Niko Gitzen weiß: „Viele Kommunen wissen noch nicht, welche Vorteile es bringt, wenn wir diese virtuellen Begehungen durchführen können.“ Aber gerade zuletzt durch Corona haben immer mehr Verantwortliche erkannt, wieviel Zeit und Arbeit es erspart, wenn nicht mehr jede Begehung draußen auf der Straße stattfinden muss. Und Besprechungen zu den Projekten funktionieren dank der umfangreichen Daten, Bilder und Videos nun auch virtuell per Videokonferenz. Kein Zweifel: Die magentafarbenen T-Cars der Deutschen Telekom sind zwar nicht so schnell wie ein Rennwagen – dafür aber extrem intelligent und technisch an der Spitze.

Mehr zum Thema gibt's in diesem Video:

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Markus Jodl

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