

Tourismus: Der Fremdenverkehr setzt auf schnelle Netze
Tangermünde, Dömitz und Laasche können durchaus noch Werbung gebrauchen. Weit entfernt von den großen Zentren spielt hier der Fremdenverkehr eine große Rolle.
Mit meinem ElbeBlogger-Kollegen Tobias Schwarz war ich schon in Dresden, Hamburg und Magdeburg. In drei Großstädten, die sich nicht um Bekanntheit bemühen müssen. Tangermünde, Dömitz, und Laasche hingegen können durchaus noch Werbung gebrauchen. Ich mache da gerne freiwillig mit. Fünf Jahre habe ich im Fremdenverkehr gearbeitet. Als wir die Orte aufsuchen, ist diese Zeit wieder sehr präsent. Bei Regina Schönberg im Tourist-Büro von Tangermünde dauert es nur ein paar Sekunden, bis ich mich daran erinnere.
Unsere Versuche, mit ihr ein 30-Sekunden-Twitter-Interview zu führen, werden immer wieder unterbrochen. Mal kommt ein Gast herein und will einen Stadtplan, mal klingelt das Telefon dazwischen. Regina Schönberg läuft zwischen Counter und PC hin und her. Sie erzählt uns, wie sehr sie hofft, vom Netzausbau der Telekom profitieren zu können. Schnelles Internet ist für ihren Job dringend nötig. Zeit, die sie dadurch sparen kann, kann sie in die Entwicklung neuer Angebote stecken.
Mehr als 120.000 Gäste kommen zwar jährlich in die alte Kaiserstadt, die - hübsch aufpoliert - mit einigen „Schmuckstücken“ aufwarten kann. Und 17.000 Besucher nehmen jährlich an Stadtführungen teil. Doch die Verweildauer von 1,9 Tagen je Gast, eine Hotelbettenbelegung von durchschnittlich 38 Prozent im Jahr und die Tatsache, dass die meisten Gäste aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin/Brandenburg kommen, zeigen: Da ist noch viel Luft nach oben.
Bis zu 100 MBit/s sind jetzt möglich
Vor ein paar Monaten hat die Telekom das Netz optimiert, legte Glasfaserkabel bis an die Bordsteinkanten und machte den kupfernen Zuleitungen von den Verteilerkästen hinein zu den Kunden in die Häuser mit der neuesten Technik Vectoring schnelle Beine. Bis zu 100 Mbit/s sind im Download jetzt möglich. Vom Ausbau selbst ist im Stadtbild nicht mehr zu sehen. Warum, erläutert Andreas Meyer vom Infrastrukturvertrieb der Telekom:
Ein Sprung auf die andere Seite der Elbe und eine Autostunde weiter südlich: 100 Mbit – mit einem Bruchteil dieser Bandbreite wäre Thorsten Pewsdorf zufrieden. Er betreibt einen kleinen Campingplatz in Laasche, kann ruhesuchenden Gästen 100 Stellplätze anbieten. Der Ort ist ein Paradies für Vogelkundler. Mehr als 70 Arten fühlen sich in der Abgeschiedenheit an der Elbe und inmitten alter Flussarme hier wohl. Doch Pewsdorf klagt. Übers Festnetz erhalten er und die rund 20 anderen Bewohner des Fleckens knapp zwei Mbit/s. Eine schnellere Verbindung wäre sehr wichtig für ihn, wie er im Tweet erläutert.
Zu lang ist die Kupferstrecke bis zum nächsten Verteiler. Das geht zu Lasten der Bandbreite. Auch die UMTS-Anbindung, Mobilfunk der dritten Generation, ist für große Datenmengen nur wenig Hilfe. Ich spreche Pewsdorf auf die Möglichkeit an, dass er jetzt auch den schnellen Mobilfunkstandard LTE nutzen kann. Beim Speedtest auf dem Campingplatz geht die Bandbreite über LTE hoch bis auf 25 Mbit/s. Eine Alternative zum Festnetz.
Diese Stadt ist mein neuer Geheimtipp
Auch Dömitz hat LTE. Die Stadt, die in der Vergangenheit schon oft gelitten hat, ist mein neuer Geheimtipp. Elbe-Hochwasser und diverse Eroberer haben die kleine Stadt immer wieder heimgesucht. Doch die Momentaufnahme beim Besuch beeindruckt mich mit viel morbidem Charme. Wunderschöne Straßen mit Kopfsteinpflaster umringen den Ortskern (Bildershow oben). Sicher, viele der alten Gebäude haben ihre besten Zeiten schon hinter sich, müssten dringend renoviert werden. Doch die kleine Stadt kämpft: Im Schaufenster des alten, leer stehenden Kaufhauses am Markt hängen Ergebnisse eines Workshops: „Was wird aus unserem Kaufhaus? Was braucht Dömitz? Was die Region?“ steht auf den Flipcharts. Ich entdecke ein kleines, renoviertes Biker-Gasthaus und ein paar Häuser weiter ein einladendes Café. Und da gibt es ja auch noch zwei touristische Highlights:
So die noch heute gut erhaltene Festungsanlage. Sie ist der einzige vollständig erhaltene Festungsbau der Renaissance in Norddeutschland. Zwischen 1559 und 1565 errichtet, war die Festung lange Zeit ein starker militärischer Stützpunkt zur Sicherung der mecklenburgischen Landesgrenze und zum Schutz des Elbeübergangs hier.
Lohnenswert ist auch ein Besuch der Hafenanlage. Und im Panoramacafé in luftiger Höhe des alten Speichergebäudes fasziniert der Rundum-Blick über die Elblandschaft. An Dömitz mögen sich die Geister scheiden, doch ich war sicher nicht das letzte Mal dort.