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Georg von Wagner

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So sieht die Technik der modernsten Vermittlungsstelle aus

Von der Versteigerung der 5G-Frequenzen im Frühjahr 2019 ist viel zu hören und zu lesen. Aber wie laufen die technischen Vorbereitungen? Einblicke in die derzeit modernste Vermittlungsstelle.

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Kabel in der Vermittlungsstelle in Frankfurt.

Was tut die Deutsche Telekom schon jetzt, damit der neue Mobilfunkstandard möglichst erfolgreich und reibungslos starten kann? Die Antwort lautet: Eine ganze Menge! Hinter den Kulissen, bei den Technikern, in den Vermittlungsstellen wird bereits heute an der Infrastruktur für das Netz von morgen gearbeitet.

Davon merken die Kunden der Telekom momentan noch nichts - doch das wird sich bald ändern. Zu den Vorreitern zählt eine der modernsten Telekom-Vermittlungsstellen in Frankfurt-Ginnheim. Dort läuft in einem gemeinsamen Pilotprojekt mit dem US-Glasfaserhersteller Corning schon jetzt 5G-Technik. Wir verraten, auf was es dabei ankommt.

Noch mehr Daten

Experten rechnen damit, dass die Datenmengen im Internet in den nächsten Jahren nochmals enorm zunehmen. 2025 sollen weltweit 163 Zettabyte (eine 163 mit 21 Nullen) an Daten durch die Netze fließen - zehnmal mehr als noch 2016. Der jährliche Anstieg, unter anderem durch die Einführung von 5G und durch das "Internet der Dinge" (IoT), liegt dabei bis zum Jahr 2025 bei rund 30 Prozent. Mit diesen kaum noch vorstellbaren Datenmengen wäre die aktuelle Infrastruktur sehr bald überfordert.

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Hans-Peter Frost (links), Produktdesign Mobile Site Deutsche Telekom, spricht mit Georg von Wagner (rechts), Pressesprecher der Deutschen Telekom

Deshalb erklärt Telekom-Produktdesigner Hans-Peter Frost: "Dafür brauchen wir eine höhere Flexibilität in den Rechenzentren." Dort kommen künftig unter anderem zukunftssichere Multiverteilersysteme von Corning zum Einsatz, die auf Geschwindigkeiten von bis zu 400 Gigabit pro Sekunde ausgelegt sind. Zum Vergleich: Kunden der Telekom können heute schon auf reinen Glasfaser-Anschlüssen mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde surfen - und das fühlt sich rasend schnell an.

The Need for Speed

Extrem schnelle Mobilfunkverbindungen, die die Datenmenge einer DVD mit 4,7 Gigabyte im Idealfall innerhalb von vier Sekunden übertragen - das ist die eine Seite von 5G. Mindestens genauso wichtig sind minimale Latenzzeiten (Verzögerungen), die eine Kommunikation praktisch in Echtzeit ermöglichen. Marko Ludwig, Key Account Director von Corning, nennt als konkretes Beispiel das autonome Autofahren im Winter: "Einzelne Bereiche der Straße sind von Glätte überzogen. Und wir haben ein Auto, dass das registriert." Dieses Auto gibt die Information dann über seine Mobilfunkantenne an ein Rechenzentrum weiter - das die Warnung vor Glatteis, aber auch vor einem Unfall oder vor Straßenschäden, an die dahinter folgenden Autos verteilt, die dann sofort ihr Tempo reduzieren können.

Das darf keine zwei, drei oder vier Sekunden dauern. Denn dann sind die betroffenen Autos bereits in die Leitplanke geschlittert. "Unsere Glasfaserprodukte sind dafür da, dass das in Echtzeit passieren kann", erklärt Marko Ludwig von Corning - einer der weltweit führenden Glasfaser-Hersteller aus den USA.

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Marko Ludwig (rechts), Key Account Director bei Corning, erklärt Georg von Wagner (links) die neuen Multiverteiler

Noch mehr Tempo

Nicht nur 5G wird in den nächsten Jahren für einen drastischen Anstieg der Datenmengen sorgen, sondern auch das "Internet der Dinge", über das künftig Milliarden von Geräten miteinander vernetzt sind. Darunter sind Roboter, smarte Beleuchtung, intelligente Thermostate für die Heizungsregelung, Gesundheitssensoren, Herzschrittmacher und vieles mehr.

Experten gehen davon aus, dass künftig weltweit nicht mehr nur sieben Milliarden Smartphones vernetzt sind, sondern bis zu 500 Milliarden Geräte mit Onlineanschluss - also durchschnittlich rund 65 Geräte für jeden Menschen, der auf der Erde lebt. Und auch Telemedizin, Flugtaxis oder neue industrielle Anwendungen - sie alle sind auf die neuen, schnellen und praktisch verzögerungsfreien Netze angewiesen.

Die neue Telekom-Technik

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Das Innere der modernen Vermittlungsstelle in Frankfurt

In Vermittlungsstellen der Telekom, kommt bereits die neue Infrastruktur zum Einsatz, die fit ist für 5G und für die Datenflut der Zukunft. Einer der zentralen Bestandteile sind dabei die Multiverteilersysteme, die die Telekom gemeinsam mit Corning entwickelt hat.

Während bisher in den Rechenzentren der Telekom pro Kabel nur ein Dienst übertragen werden konnte, sind es nun vier Dienste pro Kabel. Telekom-Produktdesigner Hans-Peter Frost erklärt die Vorteile: "Bislang können wir einen Technikschrank mit 730 Diensten bestücken, und in Zukunft mit über 3.000." Im Endeffekt bedeutet das: Drastisch mehr Übertragungskapazitäten auf der gleichen Fläche. Nun muss nur mehr der offizielle Startschuss für 5G fallen, so Produktmanager Frost: "Seitens der Technik warten wir sehnsüchtig darauf, dass es losgehen kann."

Flexibel und fit für die Zukunft

Die neuen Systeme von Corning lassen sich werkzeugfrei in Betrieb nehmen, das spart bei der Installation bis zu 90 Prozent Zeit. Und auch später klappen Erweiterungen und Aktualisierungen drastisch schneller. So ist die Hardware deutlich flexibler als bisher, und fit für die Zukunft. Marko Ludwig, Key Account Director von Corning, weiß, warum das so wichtig ist: "Wir brauchen die 400 Gigabit pro Sekunde heute noch nicht. Aber wir wissen auch, 5G braucht noch Zeit. Und das Internet der Dinge braucht ebenfalls noch Zeit. Aber 400 Gigabit wird definitiv Standard werden. Und unsere Produkte können das schon ermöglichen, ohne dass später noch einmal Upgrades nötig sind."

Die neuen Systeme schaffen auch die Voraussetzung für Edge-Computing - also für die Technik, bei der die Telekom einen Teil der Rechenkapazität aus ihren Rechenzentren direkt hin zum Kunden oder in neue kundennahe Datencenter auslagert, die sich derzeit im Aufbau befinden. Doch das ist schon wieder Stoff für eine weitere, neue Geschichte.

Weitere Einblicke in die Vermittlungsstelle gibt das Video:

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