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Luisa Vollmar

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Sharing: Von Werteverfall und innovativem Wirtschaftsfaktor

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Sharing Economy ist seit mehreren Jahren in aller Munde. Was mit Tauschringen und stationären Carsharing-Anbietern anfing, hat mit Airbnb und Uber Momentum gewonnen - Unternehmen, die die Sharing Economy typifizieren und traditionelle Geschäftsmodelle revolutionieren. 

Geht es denen wirklich noch ums ursprüngliche nachbarschaftliche Teilen, die bessere Nutzung von Ressourcen, oder mehr Wohlstand für alle? Oder geht es doch nur um die beste Geschäftsidee zur Sharing Economy, mit der sich das ein oder andere Unternehmen frühzeitig in eine Schlüssel- oder Monopolstellung rücken will, um den Markt zu beherrschen? Und was bringen diese neuen Geschäftsideen mit sich? Darum ging es uns im telegraphen_lunch „Ist die „Sharing Economy“ schon am Ende?“

Eine bessere Nutzung von Ressourcen, die sieht Luise Tremel, Futurzwei, durch die Sharing Economy in jedem Fall nicht. Sie sprach davon, dass das digitale Teilen eher eine Katastrophe sei, „da der Ressourcenverbrauch nicht vermindert wird, sondern nur verschoben“. Digitalisierung brauche auch Ressourcen. Und außerdem wollen die Menschen immer noch besitzen plus die günstigen Angebote von Sharing nutzen. Tremel: „Nichts mehr hat einen Wert.“ Alles sei so verfügbar und günstig. Ebenfalls destruktiv sei der drohende Verfall an Arbeitsplätzen durch Sharing Modelle, die in etablierte Industrien wie das Hotelgewerbe oder ins Personenbeförderungsgeschäft eindringen. „Es muss weiterhin Möglichkeiten geben, einen ordentlichen Lohn zu bekommen.“ Das sei schwierig, wenn die Leute alles immer billiger wollen und daher auf Sharing Modelle anspringen.

Christopher Cederskog, Regional Manager Deutschland, Mittel- und Südosteuropa bei Airbnb, widersprach der These, Airbnb habe einen negativen Einfluss auf das Hotelgewerbe und dort angesiedelte Arbeitsplätze: „Wir machen den Kuchen nur größer. Wir schaffen Konkurrenz.“ Und ein wenig Sozialromantik schafft Airbnb anscheinend auch. Ein junger Mann aus dem Publikum berichtete, durch die Vermietung von leer stehenden Zimmern in seiner WG habe er interessante Menschen kennengelernt. Er merkte auch an, dass nicht jedermann teilen wolle. Die Sharing Economy sei in diesem Sinne ein Vergrößerungsglas der ethischen Einstellung der Leute, brachte es Moderator Volker Wieprecht auf den Punkt.

Christina Schwarzer MdB, CDU, sieht allerdings genügend Leute, die schöne Wohnungen und Autos teilen wollen, und dann müsse man sie auch lassen. Ihr Standpunkt: "Teilhabe und gesunder Wettbewerb." Doch sie sagte auch: "Es muss klare Regeln geben, wenn ich privat meine Wohnung vermiete. Es darf keinen Wettbewerb auf unfairen Ebenen geben.“ Es müsse also klar sein, wer wann welche Steuern zu zahlen habe. Und da kommt die Politik ins Spiel. „Menschen, Gesellschaft, Gewohnheiten ändern sich. Gesetze müssen sich ebenfalls ändern“, sagte die Abgeordnete. Auf die Frage, wie Airbnb das Thema Steuern zahlen handhabt, berichtete Christopher Cederskog, sie würden eindringlich darauf hinweisen, dass die Anbieter Einkommensteuer zu zahlen haben. Sein Unternehmen könne aber nicht prüfen, ob die Vermieter auch tatsächlich Steuern abführen.

"Teilhabe und gesunder Wettbewerb!" @TinaSchwarzer zu #shareconomy beim #tlunch

— Darija Bräuniger (@harrowna) 17. Februar 2015

Zurück zu unsere eigentliche Frage, ob die Sharing Economy schon am Ende sei: Für Christopher Cederskog in keinem Fall. Teilen sei zwar nicht neu, aber durch den digitalen Zugriff viel einfacher. Das bringe neues Potenzial, aber natürlich auch Kritikpunkte. Knackpunkt sei ja nicht das Teilen an sich. Niemand finde es schlecht, wenn Leute sich untereinander die Bohrmaschine ausleihen, so Cederskog. Der springende Punkt sei, dass die Technologie nun die breite Masse hierfür zusammenbringe.

Städte können und wollen hier Vorreiter sein, mit Sharing Economy als innovativem Wirtschaftsfaktor. London und auch Hamburg wollen sich hier positionieren. Deutschland generell und gerade Berlin tue sich aber noch schwer. Christina Schwarzer sieht aber Chancen für Berlin, die es definitiv nutzen sollte.

Am Ende schauen alle Impulsgeber hoffnungsvoll in die Zukunft, jeder auf seine Weise. Luise Tremel ist hoffnungsvoll, da ihrer Meinung nach genügend Menschen keine Verschwendung von Ressourcen wollen und somit auf ein lokales, nachbarschaftliches Teilen zurückkommen, das vielleicht ein bisschen die Welt verbessern kann. Christoph Cederskog ist hoffnungsvoll, dass der Wandel passiert. „Wir laufen schon jetzt in die richtige Richtung, auch wenn da mal falsche Wege zwischendrin eingeschlagen werden und auch dürfen.“ Airbnb strebt dabei allerdings nicht die Weltherrschaft an, wie er augenzwinkernd auf Nachfrage versicherte. Für Christina Schwarzer müssen sich Generationen und Menschen ändern, dann könnte es mit einer bewussten Teilen-Mentalität klappen. „Jeder kann dazu beitragen, die Zukunft zu ändern“, davon ist sie überzeugt.

Eindrücke von der Diskussion findet Ihr in unserem YouTube-Video.

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