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Folgen von Covid-19: Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Telekommunikationsbranche? (Teil 2)

Große Chance auf mehr Geschäft oder Gefahr der Überlastung und Überforderung? Wie die Corona-Krise zum Lackmustest für die Geschäftsmodelle der Telekommunikationsbranche wird. Und warum sie die Pandemie vergleichsweise gut überstehen wird.

Minus neun Billionen US-Dollar weltweit, minus 7,75 Prozent im Euro-Raum, minus 4,2 Prozent in Deutschland: Ob Weltwährungsfonds, EU-Kommission oder Frühjahrsgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute – egal, welche Quellen man dieser Tage zurate zieht, die Botschaft scheint eindeutig: Weltweit rechnen die Experten wegen der Corona-Pandemie mit einem massiven Schrumpfen der Wirtschaft. Meldungen über zunehmende Kurzarbeit etwa in der Automobilbranche, Entlassungen und Insolvenzen im Mittelstand und bei Selbständigen beherrschen die Schlagzeilen. Vítor Constâncio, langjähriger Vizechef der Europäischen Zentralbank, spricht gar von „Zahlen wie in einem Krieg“.

Mehr als 9 Terabyte pro Sekunde

In Verbindung bleiben – während der Krise besonders wichtig, was sich auch in den Rekordwerten im Datenverkehr widerspiegelt.

In Verbindung bleiben – während der Krise besonders wichtig, was sich auch in den Rekordwerten im Datenverkehr widerspiegelt. © Lizenzfrei / https://pixabay.com/de/illustrations/smartphone-hand-netz-frau-netzwerk-5207836/

Wie aber steht es eigentlich um die Telekommunikationsbranche in diesen Krisenzeiten? Sie scheint auf den ersten Blick derzeit gefragt wie nie – schließlich steht im beruflichen wie im privaten Umfeld eine Devise über allem: in Verbindung bleiben. Ein soziales Bedürfnis und eine wirtschaftliche Notwendigkeit, wie der Blick auf andere Zahlen eindrucksvoll belegt: Seit Ausbruch der Krise ist nach Angaben von DE-CIX, Betreiber des weltweit größten Internetknotens in Frankfurt, der Datenverkehr sprunghaft angestiegen: Ob durch Video Calls, die um 120 Prozent in die Höhe schnellten, das Streamen von Bewegtbild oder das Nutzen von Online-Gaming: Der schon vorher enorm hohe Datenverkehr legte Mitte März um weitere 800 Gigabyte auf 9,1 Terabyte pro Sekunde zu und hatte sich konstant auf diesem Rekordniveau gehalten. Eine schier unfassbare Zahl – und eine Entwicklung, die gerade Telekommunikationsunternehmen vor besondere Herausforderungen stellt. Schließlich ist unsere Branche jetzt gefordert, die erhöhte Nutzung von Daten und Telefonie reibungslos und ausfallsicher zur Verfügung zu stellen. Nicht ohne Grund bezeichnete unser CEO Tim Höttges bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen die Telekommunikationsnetze „als die digitalen Lebensadern der Gesellschaft“.

Vielschichtige Folgen

Gehört unsere Branche deshalb automatisch zu den Gewinnern der aktuellen Krise, kurzfristig wie langfristig? Der Schluss könnte nahe liegen, eine seriöse Antwort auf diese Frage muss allerdings deutlich differenzierter ausfallen, wie schon ein Blick auf unsere eigenen Zahlen fürs erste Quartal 2020 deutlich macht: Auf der einen Seite waren unsere Neukundenzugänge im Mobilfunk und Breitband in Deutschland rückläufig, auf der anderen Seite wurde diese Entwicklung durch geringere Wechslerraten abgeschwächt. Während wir europaweit starke Umsatzverluste im Retail Roaming und im Geräteverkauf hinnehmen mussten, sind die Umsätze bei Festnetzanrufen stark gestiegen. Auch kundenseitige Zahlungsausfälle sind bisher eher gering. Das heißt, dass wir trotz negativer Effekte, die auch uns treffen, unterm Strich nur begrenzt von der Corona-Krise beeinflusst sind – auch dank entsprechender Mitigationsmaßnahmen. Und wir deshalb weiter an unserer Jahresprognose festhalten.

Hört man sich allerdings in der gesamten Branche um, scheint sich im Zuge der globalen Pandemie durchaus Verunsicherung breit zu machen: Laut einer Konjunkturumfrage von Bitkom und dem ifo Institut musste jedes dritte Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche einen Nachfragerückgang hinnehmen. Für 55 Prozent der Unternehmen machte sich die Corona-Krise negativ bemerkbar, nur drei Prozent meldeten einen positiven Effekt. Viele Anbieter korrigierten daraufhin ihre Finanzprognosen für 2020 – oder setzen diese gar ganz aus. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Analysys Mason etwa erwartet einen Year-over-Year-Umsatzrückgang von 3,4 Prozent in den entwickelten Märkte für 2020 sowie einen branchenweiten Gewinnrückgang (Ebitda) „im niedrigen einstelligen Bereich“, der bisher jedoch nur als temporär betrachtet wird.

Rezession drückt Umsatz

Leere Geschäfte, Bahnhöfe und Flughäfen – der eingeschränkte Reiseverkehr wirkt sich auf Roaming-Einnahmen aus.

Leere Geschäfte, Bahnhöfe und Flughäfen – während der Krise eröffnet sich uns ein bizarres Bild. Gerade der eingeschränkte Reiseverkehr wirkt sich auf Roaming-Einnahmen aus. © Lizenzfrei - https://images.unsplash.com/photo-1584687121306-889ff420a474?auto=format&fit=crop&w=330&q=80

Das liegt zum einen an den generell deutlich schlechter werdenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – sowohl für Geschäfts- als auch für Privatkunden: Einerseits sehen sich Unternehmen mit sinkenden Umsätzen und schrumpfenden Gewinne bis hin zur drohenden Insolvenz konfrontiert. Allein die Einnahmen der Telkos im B2B-Mobilfunk werden deshalb im laufenden Jahr laut Analysys Mason um 12 Prozent, im B2B-Festnetzgeschäft um zehn Prozent sinken. Viele Privatkunden wiederum scheuen Investitionen angesichts drohender Kurzarbeit oder gar Entlassung, weshalb die Nachfrage nach teuren Verträgen und hochwertigen Endgeräten zurückgeht. Auch die Einnahmen im Roaming-Geschäft gehen merklich in die Knie: Nach Prognosen von Juniper Research sinken die Umsätze in dieser Sparte zwischen März und November 2020 weltweit um bis zu 25 Milliarden US-Dollar. Die Hauptgründe für diese Entwicklung: Durch die starken, staatlich verordneten Einschränkungen im globalen Reiseverkehr verbringen einerseits Privatkunden den Urlaub 2020 vor allem in der Heimat. Andererseits finden deshalb auch internationale Geschäftsreisen derzeit nicht mehr statt.

Rückgang bei IT-Projekten, Aufschwung für IT-Sicherheit

Auch wenn Sparzwänge von Kunden das ein oder andere IT-Projekt auf Eis legen und somit das projektbasierte IT-Geschäft der ITK-Unternehmen im Jahresverlauf leidet, rückt das Thema Cybersecurity nunmehr verstärkt in den Fokus. Der Grund: Das Potential für eine erhöhte Anzahl von Cyberangriffen steigt, weil Mitarbeiter vermehrt von zu Hause aus arbeiten und Kunden online bedient werden. Da viele Unternehmen in diesen Bereichen Nachholbedarf haben und in Datensicherheit und technische Zuverlässigkeit ihrer Arbeitsplätze investieren, stehen Anbieter von ICT Services wie IT-Sicherheit eher einer erhöhten Nachfrage gegenüber.

Weniger Dividenden, mehr Automatisierung

Auch kostenseitig wird sich die Corona-Krise auf die Telkos auswirken: Die zwischenzeitliche Schließung von Shops und Gebäuden ließ einerseits die Investitions- und Betriebskosten senken. Lieferkettenprobleme und Kontaktbeschränkungen könnten die Pläne für den Glasfaser- und 5G-Ausbau sowie die 5G Spektrums-Auktionen negativ beeinflussen und somit geplante Investitionen verzögern. Andererseits lassen sich Personalkosten vermutlich nur gering anpassen, da die Branche aufgrund ihrer relativ guten Situation nur bedingt Entlassungen, Kurzarbeit oder Gehaltskürzungen umsetzen kann. Allenfalls verzichten sie darauf, neue Mitarbeiter einzustellen oder externe Dienstleister zu beauftragen. Ebenfalls problematisch: Drohende Zahlungsausfälle – denn Privatkunden und Kleinunternehmer könnten bei krisenbedingten Zahlungsausfällen Telefon- und DSL-Rechnungen stunden. Um die Cash-Position des Unternehmens zu stärken, haben erste Telekommunikationsunternehmen bereits ihre Dividenden gekürzt.

Während die Krise auch Risiken für die ITK-Unternehmen birgt, haben diese dennoch die Chance gestärkt aus dieser hervorzugehen.

Hinterm Horizont geht’s weiter – während die Krise auch Risiken für die ITK-Unternehmen birgt, haben diese dennoch die Chance gestärkt aus dieser hervorzugehen. © Lizenzfrei - https://images.unsplash.com/photo-1563705330026-7b2d352069c3

Klingt düster? Auch wenn die Corona-Krise die Aussichten der Telekommunikations- und IT-Industrie mit ein paar dunklen Wolken überzogen hat, bin ich doch davon überzeugt: Hinterm Horizont geht’s weiter – weil viele Telkos die Zeit während und nach der Pandemie auch dafür nutzen werden, um mit internen Projekten die Transformation ihres Unternehmens Richtung Digitalisierung und Automatisierung voranzutreiben. Das kann nicht nur Kosten einsparen, sondern wird auch ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und sie langfristig gestärkt aus der Krise hervorgehen lassen. Vorausgesetzt, die Branche setzt sich konstruktiv mit dem durch die Krise möglicherweise veränderten Konsumentenverhalten auseinander. Sei es, dass die Kunden noch preissensibler werden oder sie noch stärker als zuvor Online-Vertriebskanäle nutzen und Produkte nachfragen, die den Trend zu vermehrten Arbeiten im Home-Office und damit generell zu hybriden Arbeitsformen unterstützen.

Welche weiteren Veränderungen und Chancen die aktuelle Krise für gesellschaftlich relevante Themen wie Arbeitskultur oder Bildung auslöst, werden wir im Detail im dritten und letzten Teil unserer Corona-Serie beleuchten.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Krise? Und von welchen Erkenntnissen werden auch Sie in der Zeit nach der Pandemie profitieren? Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!

Klappt die Zusammenarbeit im Home-Office? Bleiben die Netze stabil und unsere Kunden liquide? Und wird die Digitalisierung langfristig zum Katalysator für die Digitalisierung unserer Arbeit und Bildung? In dieser dreiteiligen Serie beschreiben wir, wie sich die Pandemie auswirkt –auf die Deutsche Telekom (Teil 1), die Telekommunikationsbranche (Teil 2) und unsere Gesellschaft (Teil 3).

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