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Frank Leibiger

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Das Netz schläft nie

Wenn es Nacht wird über Frankfurt und der alte Fernsehturm magenta leuchtet, dann heißt es für die Kollegen im Internationalen Netzwerk-Management Center (INMC): Nachtschicht!

Das INMC liegt am Fuße des Turms, den die Frankfurter liebevoll ihren „Ginnheimer Spargel“ getauft haben. Von hier aus überwachen Kolleginnen und Kollegen das internationale Telefon– und Datennetzwerk der Deutschen Telekom: 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Denn das Netz schläft nie.

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Das INMC in Frankfurt bei Nacht.

Rund um den Globus sprechen Menschen am Telefon miteinander, tauschen Unternehmen Daten aus – meistens völlig ungestört und reibungslos. Aber unachtsame Baggerfahrer gibt es überall. Hurrikans hinterlassen regelmäßig eine Spur der Verwüstung in der Karibik und im Süden der USA. Erdbeben wie jüngst in Mexiko bringen nicht nur unendliches Leid über die Bewohner, sondern zerstören auch die Kommunikationsinfrastruktur. Man sollte meinen, im INMC bedeutet dies ständige hektische Betriebsamkeit, wenn Umleitungen blitzschnell geschaltet werden müssen, wenn drohende Überlast gemanagt werden will, wenn Ausweichleitungen auszuhandeln sind. Doch eines fällt sofort auf, wenn man die Schaltzentrale mit ihrer riesigen Bildwand betritt: die konzentrierte Stille. Angeführt vom Schichtleiter ganz vorne, im internationalen Jargon der globalen Netzwerker „Supervisor on Duty“ genannt, kümmern sich die Kolleginnen und Kollegen um die Lösung aller auftretenden Probleme. „Im besten Fall merken unsere Kunden gar nichts davon“, erklärt Teamleiter Ante Margeta.

 Ab etwa drei Uhr geht USA schlafen und Asien steht auf der Agenda

Dafür arbeiten die INMC-Techniker in einem Schichtbetrieb rund um die Uhr. Wenn die Nachtschicht um 21:15 Uhr beginnt, hat sich das Amerika-Geschäft bereits „eingepegelt“. „Wir haben den ersten Peak mit den USA schon um drei Uhr nachmittags, wenn die ersten Kollegen dort zur Arbeit kommen“, erläutert Margeta. „Ab 23 Uhr ebbt der USA Betrieb dann ab.“ Gegen zwei Uhr geht es dann in Asien los. Während der Nacht nutzen die Mitarbeiter die für den europäischen Markt verkehrsschwächere Phase zum Beispiel für Wartungsarbeiten der Netzkomponenten oder Netzerweiterungen. Auch das Seekabel TAT 14, eines der wichtigsten für den Datenverkehr mit den USA, das tagsüber die Seekabelendstelle in Norden managt, wird wird nachts und an Wochenenden von Frankfurt aus überwacht.

„Unsere technischen Anlagen sind physikalisch inzwischen viel platzsparender als früher“, berichtet Jörg Heil, wie Ante Margeta Teamleiter im INMC. „Hardware, welche früher in einem Gebäudestockwerk verteilt war, ist heute in einem 19-Zoll-Rack verbaut mit wesentlich leistungsfähigerer Software.“ Diese Gestelle, englisch: Rack, sind Standard-Bauteile für IT-Technik und etwa so groß wie ein moderner Familien-Kühlschrank. Doch mit dem Umstellen auf IP-Technik ist nicht nur die Hardware kleiner geworden. Das Netz selbst ist performanter und flexibler. Für die INMC-Techniker bedeutet dies aber auch neue Herausforderungen. „Das IP-Netz macht es uns schwerer, Fehler zu finden“, erklärt Heil, „da wir uns von der Leitungsvermittlung hin zur Paketvermittlung bewegen.“ Das heißt vereinfacht: Es gibt keine statischen Leitungen mehr, wo sich eine Störung relativ einfach finden ließ. Im Zuge der Paketvermittlung "flitzen" die Datenpakete über eine Vielzahl von Leitungen, um möglichst schnell und effizient ans Ziel zu gelangen. Gibt es einen Fehler, kann der theoretisch überall liegen.

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Nachts im INMC: Netz-Experte Josip Puljic wacht darüber, dass das Telekom-Netz rund um die Uhr funktioniert.

Die riesige Monitorwand - 74 Quadratmeter groß - hilft den Technikern, den Überblick zu wahren – wenn man die Vielzahl der Informationen zu deuten weiß. „Grob gesprochen zeigt die linke Seite wichtige Parameter der Transportnetze nahezu in Echtzeit, die rechte zeigt Informationen zu Signalling und Voice, darunter auch die Erreichbarkeit von internationalen Telefonnetzen“, beschreibt Heil. Aus dem, was für Laien nach unverständlichem Code aussieht, erschließen sich für die INMC-Experten wie Josip Puljic (Bild oben) unmittelbare Handlungsoptionen. Jeder Arbeitsplatz ist mit drei Bildschirmen ausgestattet, auf die sich die Kollegen neben Outlook die notwendigen Infos über das Netz und das Signalling ziehen können.

 Interkulturelle Kompetenz zählt – gerade in der Nacht

Aber nicht nur technisch müssen die INMC-Mitarbeiter topp sein. Interkulturelle Kompetenz und Kundenfokus sind wichtig, besonders nachts. „Man muss in diesem Job schnell lernen, sich mit seinen unterschiedlichen Ansprechpartnern zu verständigen“, berichtet Margeta. So könne man davon ausgehen, dass Amerikaner in kleinen Teams arbeiten, in denen jeder Bescheid wisse. „Dagegen hat man es in Indien meist mit großen Teams zu tun, wo man im Zweifel alles wiederholen muss, wenn man einen neuen Ansprechpartner in der Leitung hat.“ Für Chinesen sei es wichtig, selbst kleinste Details zu wissen. „Und man sollte sicher sein, dass sie tatsächlich alles verstanden haben“, schmunzelt Margeta, „denn die chinesischen und japanischen Kollegen tun sich sehr schwer zuzugeben, dass sie etwas nicht verstanden haben.“ Arbeitssprache ist Tag und Nacht vorwiegend Englisch. Aber das INMC-Team kann acht Sprachen bieten: neben Deutsch und Englisch noch Spanisch, Französisch, Russisch, Rumänisch, Kroatisch und Polnisch.

 "Den Job kann man nur machen, wenn man ihn liebt"

Gegen sieben Uhr morgens kommt die Ablösung für die jeweils drei Mitarbeiter, die eine Nachtschicht bestreiten. Sie freuen sich dann auf eine Regeneration im Bett, denn der Dienst in der Nacht kann besonders anstrengend werden, je nachdem wie viele Störungen von Kunden gemeldet werden und wie viele Wartungsarbeiten nicht so laufen wie geplant. "Insbesondere die vielen notwendigen Tätigkeiten parallel zu koordinieren, verlangt den Mitarbeitern viel ab. Diesen Job kann man nur machen, wenn man ihn liebt“, bestätigt Margeta (im Bild rechts, davor Alexander Ghimboasa).

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Team-Leiter Ante Margeta (rechts) und Alexander Ghimboasa im INMC.

Telekom bei Nacht
Folge 1: Netzmodernisierung in Österreich
Folge 2: Einbrecher auf frischer Tat ertappt
Folge 3: Das Netz schläft nie
Folge 4: Wenn Meißen schläft, sind die Telekom-Techniker hellwach

INMC im Video

Übrigens: Wir haben uns das INMC auch bei Tag angeschaut. Hier geht es zum Video:

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