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Markus Jodl

Mobilfunkloch schließen mit besonderen Mitteln

Die Telekom hat ein Mobilfunkloch geschlossen - das macht sie ständig. Aber diesmal war es ein ganz besonderes Loch, das mit ganz besonderen Methoden dichtgemacht wurde.

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Markus Jodl, Pressesprecher Deutsche Telekom, besucht den entlegenen Mobilfunkstandort im Hintersteiner Tal.

Wir verraten, wie trickreich die Telekom das Hintersteiner Tal im Oberallgäu in Bayern und die umgebenden Berge seit Dezember 2018 mit Mobilfunk versorgt - und wie wichtig das Handynetz dort für Einheimische, für Touristen und die Bergwacht ist.

"Das Tal der Hilflosen" hat die Allgäuer Zeitung zuvor das Hintersteiner Tal genannt. Doch diese Zeiten sind jetzt endgültig vorbei, dank der Hilfe der Deutschen Telekom.

Hinterstein schreibt Technikgeschichte (Teil 1)

461 Menschen wohnen im Dorf Hinterstein, einem Ortsteil von Bad Hindelang. Hinterstein liegt so abgeschieden und versteckt zwischen den Bergen, dass am Ende des Zweiten Weltkriegs hier mehrere Tausend Menschen Schutz vor den Kriegswirren suchten.

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Markus Jodl, Pressesprecher Deutsche Telekom, vor Zuses Computer

Unter den Geflüchteten war auch Computer-Pionier Konrad Zuse, der seinen legendären Rechner, die Zuse Z4, im Gepäck hatte. Der Computer wurde zerlegt und in einem Schuppen des Gasthofs Steinadler sowie in der Hintersteiner Turnhalle vor den alliierten Truppen versteckt, stand aber mehrfach kurz vor der Entdeckung.

Nach dem Krieg wurde die Z4 zum weltweit ersten kommerziellen Computer - auch dank der Hilfe der Menschen aus Hinterstein.

Hinterstein schreibt Technikgeschichte (Teil 2)

Mittlerweile hat sich die Region im idyllischen Oberallgäu zum echten Bergsportparadies entwickelt. Allein Hindelang kommt auf 1,1 Millionen Übernachtungen im Jahr. Max Hillmeier, örtlicher Tourismusdirektor, erklärt: "Wir haben von Frühjahr bis Herbst Bergwanderer, Bergsteiger und Klettersteig-Geher. Im Winter kommen Schneeschuh- und Skitouren-Gänger. Und wir haben zwei große Hütten des Deutschen Alpenvereins, die Schwarzenberghütte und das Prinz-Luitpold-Haus."

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Max Hillmeier, Tourismusdirektor

Das Problem in den Bergen rund um Hindelang und im Hintersteiner Tal: Es gab bisher praktisch keine Mobilfunkverbindung für Wanderer, Kraxler und die Bergwacht. Und wenn zwischendurch eher zufällig ein Netz verfügbar war, hat es oft eineinhalb Stunden gedauert, bis sich per Handy ein Notruf absetzen ließ. Daher die Klage über "Das Tal der Hilflosen".

Tourismusdirektor Hillmeier: "Ohne Funkverbindung ist die Bergrettung nicht garantiert." Und für diese Funkverbindung sorgt jetzt die Telekom, mit ungewöhnlicher Technik und einer ungewöhnlichen Kooperation, die ein Vorbild für andere Standorte sein könnte. 73 Jahre nach Konrad Zuse haben Hinterstein und das Hintersteiner Tal quasi zum zweiten Mal Technikgeschichte geschrieben.

Undercover BOS

Wie lassen sich ein so abgelegenes Tal und die Berge drumherum mit Mobilfunk versorgen - technisch machbar und zu vertretbaren Kosten? Diese Frage stand beim Projekt "Mobilfunk fürs Hintersteiner Tal" im Mittelpunkt.

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Zum Standort geht es über schwierige Straßen

Eine neue Glasfaseranbindung mitten im Naturschutzgebiet war unrealistisch und viel zu teuer. Richtfunk, um die Mobilfunkdaten ins Netz der Telekom zu bekommen, war aufgrund der Topographie auch nicht möglich.

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Schöne Landschaft, schlechte Versorgung - die Bergwelt macht den Mobilfunk schwieriger

Die Lösung bestand schließlich in einer Kooperation mit dem Bayerischen Innenministerium. Bereits Anfang 2017 wurde auf einem Digitalgipfel in der Münchner Staatskanzlei beschlossen, dass Mobilfunkprovider so genannte BOS-Standorte mitnutzen dürfen, um weiße Flecken von der Netzkarte zu tilgen. Das Kürzel steht für "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben". Es handelt sich dabei um einen nichtöffentlichen UKW-Dienst, mit dem diese Behörden kommunizieren.

Ein Beispiel für die Zukunft

Die neue Mobilfunkstation an der Schwarzenberghütte in gut 1.400 Metern Höhe ist nun das erste Beispiel für diese Zusammenarbeit zwischen Telekom und Behörden. Dort betreibt das Innenministerium einen Sendemast für seinen BOS-Mobilfunk, der auch per Glasfaser angebunden ist.

Diese Anlage hat die Telekom nun um eine Mobilfunkstation für GSM (Telefonieren und SMS) und LTE (Daten) ergänzt, und kann auch die Glasfaseranbindung mitnutzen. Der Mobilfunk läuft nun also quasi huckepack im Behördennetz mit - und sorgt dafür, dass Aktive und Bergwachtler im einstigen "Tal der Hilflosen" nicht mehr hilflos sind.

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Die Kulisse des Mobilfunkstandorts ist großartig

In ganz Bayern hat die Telekom mittlerweile rund 30 Standorte von BOS-Mobilfunk identifiziert, die helfen können, Funklöcher zu schließen. Und um sich auszurechnen, dass das für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation ist, braucht es weder Konrad Zuses Wunder-Computer Z4 aus dem Jahr 1945 noch einen modernen Rechner von heute.

Weitere Infos im Video

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