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Markus Jodl

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Breitbandausbau Bayern 2017: Eine Bilanz und ein Blick in die Zukunft

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In Bayern kam der Ausbau des schnellen Netzes im Jahr 2017 schneller voran als in den übrigen Bundesländern.

Bayern ist Deutscher Meister 2017 – im Fußball und auch beim schnellen Internet. Was Bayern beim Ausbau an die Spitze katapultiert hat, verrät uns Technik-Leiter Josef Scherl.

Von den 40.000 Kilometern Glasfaserleitungen, die die Deutsche Telekom 2017 bundesweit verlegt hat, bekam Bayern überproportional viel ab und belegt mit weitem Abstand Platz eins beim Ausbau. Warum das so ist, wie die Kommunen und die Bürger davon profitieren, und welche Probleme dabei entstehen können, verrät uns Josef Scherl, Leiter der technischen Infrastruktur der Telekom-Niederlassung Süd. Er beantwortet die wichtigsten Fragen zum bayerischen Netz der Zukunft.

Wie hat sich der bayerische Breitbandausbau zuletzt entwickelt?

"In einer Geschwindigkeit, wie ich sie in meiner Berufslaufbahn noch nie erlebt habe", erklärt Josef Scherl, der seit 2009 als Technikchef der Telekom in Bayern tätig ist. Seither waren 7.000 Kilometer Breitbandzuwachs innerhalb eines Jahres das Maximum. Nun hat die Telekom die Ausbaulänge 2016 und 2017 gegenüber dem Vorjahr jeweils verdoppelt.

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Josef Scherl, Leiter der technischen Infrastruktur der Telekom-Niederlassung Süd

In über 1.000 bayerischen Gemeinden gab es 2017 entsprechende Baumaßnahmen der Telekom. Folge: Mittlerweile verfügen zwei Drittel der Haushalte in den ländlichen Gebieten Bayerns über schnelles Internet mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Und bis Ende 2018 soll jede bayerische Gemeinde ans Glasfasernetz angeschlossen sein. Damit das funktioniert, will die Telekom ihr Rekordjahr wiederholen und das Breitbandnetz in Bayern 2018 nochmals um 17.000 Kilometer erweitern.

Wie realisiert die Telekom dieses Wachstum?

"Da muss man zaubern", scherzt Scherl. Doch das magische Rezept zum Breitbandausbau hat leider noch niemand gefunden. Stattdessen hat die Telekom als wichtigsten Schritt die Wochenarbeitszeit ihrer betroffenen Mitarbeiter im Rahmen eines neuen Tarifvertrags auf 42 Stunden erhöht – und das in Zeiten, in denen sonst eher von Arbeitszeitreduzierungen die Rede ist.

"Die Belastung der Mitarbeiter ist ein großes Thema", weiß der Technikchef. Weil interne Maßnahmen längst nicht mehr ausreichen, um das Wachstum zu stemmen, helfen rund 1.000 zusätzliche Kräfte der Telekom aus ganz Deutschland beim Netzausbau in Bayern. Und nochmals etwa die gleiche Zahl an externen Mitarbeitern wurde aus ganz Europa verpflichtet – ein enormes Volumen an neuen Arbeitskräften, die auch entsprechend geschult und eingesetzt werden müssen. Hierfür hat die Telekom neue Montage-Camps und Trainingscenter organisiert.

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Es braucht viele zusätzliche Hände, um den Ausbau zu schaffen

Funktioniert dabei immer alles nach Plan?

"Das wäre schön, klappt aber leider nicht immer. Das ist die Kehrseite der Medaille", gibt Josef Scherl offen zu. Aufgrund des enormen Umfangs der Maßnahmen und trotz verstärkter Baukontrollen wird nicht jeder Anschluss pünktlich fertig, und bisweilen müssen auch Qualitätsmängel wie Straßenaufbrüche nachgearbeitet werden.

"Nicht alle Bürgermeister sind glücklich", weiß Scherl. "Aber wir verstecken uns nicht. Wir sind mit den Kommunen in einem sehr offenen Dialog und stoßen auf viel Verständnis." Und, so sein Versprechen: "Wir liefern immer ab, wir haben nicht einen einzigen Vertrag zurückgegeben. Und wir bringen jeden Mangel in Ordnung – auch wenn wir und die Gemeinden uns manchmal wünschen würden, dass es schneller geht."

Werden eigentlich nur große Kommunen bedient?

Ganz im Gegenteil. Die Telekom hat sich gegenüber der Politik verpflichtet, jede einzelne Ausschreibung in Bayern zu bedienen, unabhängig von der Gemeindegröße. "Und dieses Versprechen", betont Josef Scherl, "haben wir praktisch zu 100 Prozent auch gehalten, obwohl Skeptiker im Vorfeld befürchtet hatten, dass sich die Telekom nur die großen, attraktiven Standorte herauspickt".

Rund 80 Prozent der Ausschreibungen hat die Telekom gewonnen – oft genug auch, weil gar kein Mitbewerber bereit war, eine wirtschaftlich weniger interessante Kommune zu versorgen. Und so engagiert sich die Telekom auch für extrem kleine Projekte. In Thurgau in Oberfranken und in Kalchreuth in Mittelfranken ging es insgesamt nur um 25 Haushalte. Doch auch sie wurden angeschlossen.

Josef Scherl bringt das so auf den Punkt: "Wir reden nicht, wir bauen."

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Die Telekom baut unermüdlich aus

Wodurch entsteht der Boom im bayerischen Breitbandausbau?

Hauptursache ist das Förderprogramm der Landesregierung, das es in dieser Form nur in Bayern gibt. 97 Prozent der bayerischen Gemeinden sind im Förderverfahren. Der Freistaat stellt dafür seit 2013 insgesamt 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Telekom finanziert zwar einen überwiegenden Teil der Maßnahmen aus eigenen Mitteln. Doch die Förderung schließt die Deckungslücken und macht viele Projekte erst profitabel. "Für unsere Eigeninvestitionen gibt es eine bundesweit einheitliche Regelung", erklärt Telekom-Mann Scherl. "Der Unterschied zwischen Bayern und den 15 anderen Bundesländern kommt tatsächlich durch die Förderung zustande."

Wieso wird das Internet in Bayern 2018 nochmals schneller?

Hierfür sorgt die so genannte Vectoring-Technik. Dabei werden elektromagnetische Störungen in den Kupferkabeln, die in die Häuser führen, unterdrückt. Vectoring ist quasi ein "Rohrfrei" für den Internetanschluss. So fließen die Daten nochmals spürbar schneller – ohne ein erneutes Aufreißen der Straße, ohne organisatorische oder finanzielle Zusatzbelastungen der Kommunen. Die Umstellung auf den Internet-Turbo ist entweder durch ein Softwareupdate oder durch den Einbau einer Baugruppe im Verteilerkasten zu erledigen.

"Bisher hat die Europäische Union kein Vectoring in geförderten Gebieten erlaubt", erklärt Josef Scherl. Das hat die EU jetzt geändert. 650.000 Haushalte in Bayern erhalten somit 2018 durch einfache Maßnahmen einen noch schnelleren Internetanschluss. Beim Download verdoppelt sich das Tempo dadurch beispielsweise von maximal 50 auf 100 Mbit/s. Und beim immer wichtigeren Upload, beim Hochladen von Daten ins Netz, vervierfacht sich das Tempo von 10 auf bis zu 40 Mbit/s.

Das ist ein enormer Vorteil von Vectoring gegenüber dem Kabel-Internet, bei dem die Diskrepanz zwischen Down- und Upload deutlich höher ist. Ab 2018 kommt dann auch zunehmend die nächste Ausbaustufe zum Einsatz, das "Super Vectoring". Das Internettempo steigt dann nochmals auf bis zu 250 Mbit/s. "Und auch damit", weiß Technikchef Scherl, "ist beim Kupfer noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht".

Könnte der Ausbau nicht noch schneller laufen?

Doch, das könnte er – dank neuer Verlegemethoden für die Leitungen. Zum Einsatz kommen dabei Micro-Trenching, Pflügen oder auch Überlandleitungen. Beim Trenching (Deutsch: "Furchen") wird die Straße nicht mehr komplett geöffnet. Stattdessen wird sozusagen "minimalinvasiv" gearbeitet. Eine Fräse erzeugt zwei bis sechs Zentimeter dünne Schlitze, in denen die Leitungen verlegt werden. Danach wird der Schlitz verfüllt.

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Mit dem Trenching kommt das Kabel schneller unter die Erde.

Für Kommunen und Bürger bedeutet das weniger Lärm, weniger Emissionen, weniger Staus. "Wir könnten mehr bauen, wir könnten schneller und kostengünstiger bauen, wenn es in den Gemeinden mehr Akzeptanz für solche neuen Technologien geben würde", appelliert Scherl an die Verantwortlichen. Denn das Nadelöhr beim schnellen Internet ist und bleibt der Tiefbau. "Die konventionellen Techniken kosten viel Zeit – die wir in Bayern nicht haben, wenn wir international vorne bleiben wollen." Erste Gemeinden haben bereits gute Erfahrungen mit Trenching gesammelt – beispielsweise Bad Staffelstein in Oberfranken oder Bad Honnef in Nordrhein-Westfalen, wie das Video hier zeigt:

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Was haben Kommunen und Bürger vom Breitbandausbau?

Schon heute verbindet die Telekom mehr ländliche Gebiete als jedes andere Unternehmen mit dem größten Glasfasernetz Deutschlands. Auch wer auf dem Land lebt, kann so mit der ganzen Welt verbunden sein. "Strom, Wärme, Wasser, schnelles Internet – das sind für die Menschen heute in einem Haus die vier wichtigsten Dinge, die unbedingt funktionieren müssen", weiß Josef Scherl aus eigener Erfahrung. Und er hat oft genug selbst erlebt: "Wenn das Internet weg ist, ist das für die Leute mittlerweile fast so schlimm, als wenn jemand im Krankenhaus liegt."

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Ein Mitarbeiter beim Verbinden von Glasfaser an einer Kassette

Ein Neubaugebiet oder gar ein Gewerbegebiet ohne Breitbandanschluss ist heute kaum mehr vorstellbar. Und ein Haus ist mit schnellem Internet deutlich besser zu vermieten und zu verkaufen.

Scherls Fazit: "Eine Kommune, die ihren Bürgern, ihrer Wirtschaft und ihren Bildungseinrichtungen kein Breitband zur Verfügung stellen kann, ist auf Dauer nicht zukunftsfähig."

Wie sieht die Zukunft des Breitbandausbaus aus?

Die Datenmengen, die im Internet transportiert werden, haben sich zuletzt alle zwei, drei Jahre verdoppelt. Und dieser Trend ist ungebrochen, beispielsweise durch das Fernsehen im neuen 4K-Format, bei dem sich nicht nur die Bildschärfe vervierfacht, sondern auch die benötigten Datenmengen. Oder durch das künftige "Internet der Dinge"(IoT), bei dem zahllose smarte Geräte in einem Haushalt übers Netz miteinander verbunden sind.

Noch vor wenigen Jahren waren 16 Mbit/s Standard in Deutschland, heute sind es 50 Mbit/s. Vectoring ermöglicht 100 Mbit/s, Super Vectoring sogar 250 Mbit/s. Künftig sind auf kurzen Strecken im Kupferkabel durch ein neues Verfahren namens G.fast sogar 1.000 Mbit/s machbar – also das vielzitierte Gigabit-Internet.

Endziel des Ausbaus ist aber sicherlich ein flächendeckendes Glasfaser-Netz bis in die Häuser, das "Fiber to the Home" (FTTH). Von den 1.300 Vermittlungsstellen der Telekom in Bayern sind deshalb über 90 Prozent bereits mit Schnittstellen ausgestattet, die Glasfaser künftig bis in den Keller der Kunden ermöglichen.

Technikchef Josef Scherl ist überzeugt: "Die Voraussetzungen fürs Internet von morgen hat die Deutsche Telekom heute schon geschaffen."

Weitere spannende Infos im Video-Interview

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