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Sandra Rohrbach

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Kampf ums Funkloch: Der Weiße Fleck muss weg!

Warum es trotzdem manchmal länger dauert, ein Funkloch zu schließen.

Gentingen liegt in der Südeifel, direkt an der Grenze zu Luxemburg. Der Ort liegt im Tal am Grenzfluss Our, hat knapp 100 Bewohner und ist ein Weißer Fleck. Hier gibt es also keine ausreichende Mobilfunkversorgung. Deswegen wurde die Telekom beauftragt, dort einen neuen Mast bauen. Dieser soll für alle Netzbetreiber sein, damit sie ihre Antennen daran hängen können. Aber in Gentingen hält man nichts vom Bau eines 40-Meter-Mastes in der ländlichen Idylle. „Wir haben Mobilfunk“, sagt Ortsbürgermeister und Campingplatzbetreiber Franz-Josef Wenzel. Und zwar ein Netz aus Luxemburg. Und so beginnt ein zähes Ringen um ein Funkloch, das eigentlich gar keines ist.

Der Ortsbürgermeister von Gentingen will sein Dorf nicht mit einem Mast verschandeln

Der Ortsbürgermeister von Gentingen will sein Dorf nicht mit einem Mast verschandeln © DTAG

Dabei hat Gentingen in Rheinland-Pfalz sogar Glück gehabt. Denn der Ort zählt zu den bundesweit 500 so genannten „Weißen Flecken“. Hier ordnete die Bundesnetzagentur im Rahmen der Frequenzvergabe 2019 an, dass ein neuer Funkmast gebaut werden soll. Die Liste der Weißen Flecken wurde Ende 2021 fertiggestellt. Seitdem ist in Gentingen Aufruhr. Funktechnisch am besten geeignet wäre die Ortsmitte. Die Deutsche Funkturm (DFMG) prüfte mögliche Standorte. Die Gemeindevertreter aber lehnten ab und schlugen einen Platz weiter unten am Fluss vor, allerdings im Überschwemmungsgebiet. Dies wiederum kam für die die Funkturmbauer nicht in Frage. Es schalteten sich der Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm und die Clearingstelle des Landes ein. 

Ortsbürgermeister Wenzel hat wenig Verständnis für das Schließen des Funklochs: „Wir sind kein weißer Fleck! Wenn man vom deutschen Mobilfunknetz spricht, schon. Aber wir haben das Luxemburger Netz, was über Roaming ohne zusätzliche Kosten zu haben ist“, erklärt er. Gleichzeitig hat Wenzel die Interessen der Touristen im Blick, die ab Ostern bis in den Herbst hinein seinen Campingplatz am Ortsrand besuchen: „Wir sind stolz auf unser schönes Tal und wollen das nicht mit einem nicht notwendigen Mast verschandeln.“ Warum also nicht einfach alles so lassen? Oder den luxemburgischen Funkturm in Sichtweite mitnutzen, indem dieser mit deutscher Mobilfunktechnik bestückt wird? Denkbar wäre eine solche Lösung, aber schnell käme sie aus behördlicher und auch technischer Sicht nicht.

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Zumal es auch gute Gründe gibt, vor Ort die Infrastruktur zu verbessern. Landrat Andreas Kruppert vom Eifelkreis Bitburg-Prüm hat zwar Verständnis für die Vorbehalte der Gentinger, gibt aber zu bedenken: „Viele Bereiche des Lebens spielen sich im Digitalen ab: Homeoffice oder Homeschooling spielen eine Rolle, aber auch bei Ferienwohnungen oder Neubauten wird gefragt, ob es einen breitbandigen Anschluss vor Ort gibt.“

Weiter Geduld gefragt bei Weißen Flecken 

Wie man es auch dreht und wendet, der Auftrag einen neuen Mast in Gentingen zu bauen, bleibt. Die Deutsche Funkturm ließ nicht locker und suchte weiter nach einem Standort. Unterstützt wurden die DFMG-Aquisiteure von der Clearingstelle des Landes. Diese wird angerufen, wenn es beim Netzausbau klemmt. Und man fand eine kreative Lösung: Im Nachbarort Ammeldingen an der Our gibt es ein Grundstück und einen vermietbereiten Besitzer. Der Standort liegt direkt an der Gemeindegrenze zu Gentingen, am Rande eines Feldes. Sollte der Mast hier stehen, könnte er Gentingen und Ammeldingen mit Mobilfunk versorgen. Ende gut, alles gut? Noch nicht ganz. Denn zuerst muss der Bauantrag für den Mobilfunkmast-Neubau gestellt sein und alle Behörden müssen zustimmen. Ob das alles reibungslos läuft, bleibt abzuwarten, denn der Standort liegt im schützenswerten Naturpark Südeifel. Es wird also noch einiges Wasser die Our hinunterfließen, bis der Mast kommt. Frühestens Mitte 2024 könnte es soweit sein.

4.800 neue Masten seit 2019 gebaut

Telekom legt hohes Tempo beim Mobilfunkausbau vor.

Telekom legt hohes Tempo beim Mobilfunkausbau vor. © DTAG

Der Kampf ums Funkloch in Gentingen ist dabei nur ein Beispiel. Auch wenn großer Druck herrscht, bundesweit die Weißen Flecken schnell zu schließen, braucht es auf der anderen Seite einen langen Atem. Denn wie in der Südeifel finden sich Lösungen nur miteinander und nach vielen Gesprächen, bevor ein Mast geplant, gebaut und in Betrieb gehen kann. 

Trotz aller Widrigkeiten ist der Mobilfunkausbau mit großem Tempo in den letzten Jahren zügig vorangekommen. Die Telekom hat seit der Frequenzauktion 2019 deutschlandweit bis Jahresende 2022 insgesamt 4.800 neue Masten gebaut. Außerdem wurde ein Großteil der bestehenden 34.000 Standorte modernisiert. Die Unterstützung von Behörden, Kommunen und den Menschen vor Ort hat dazu beigetragen, dass die neue Mobilfunkgeneration 5G bereits heute 95 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung steht.  Mit ihrem Ausbau hat die Telekom auch die Vorgaben der Bundesnetzagentur erfüllt: 99,6 Prozent der Bevölkerung bundesweit steht LTE mit mindestens 100 Mbit/s zur Verfügung. Auch in den einzelnen Bundesländern übertrifft die Telekom deutlich die LTE-Ausbauvorgaben von 98 Prozent der Bevölkerung. 

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