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Markus Jodl

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Mast-Kur: Fehlersuche in lichter Höhe

In ganz Deutschland betreibt die Telekom über 30.000 Mobilfunkstandorte, die Kund:innen mit Telefonie und schnellem Internet versorgen. Dabei kommt es vor, dass einige Standorte gewartet oder kleinere und größere technische Probleme schnellstmöglich behoben werden müssen. Wie funktioniert so eine Fehlersuche? Und welche Probleme können auftreten? Wir haben uns das in Grassau einmal näher angeschaut – und sind auf eine ganz besondere Mobilfunk-WG gestoßen.

Wo liegt das Problem?

Wenn der Mobilfunk nicht so funkt, wie er soll – dann brechen Telekom-Mitarbeiter wie Thomas Rothböck auf zum „Tatort“. Er ist IT-Systemelektroniker und erklärt, woran es in Grassau hakt: „Wir haben vom MSMC in Bonn eine Störungsmeldung für diesen Standort bekommen. Hier sind die Packet-Loss-Raten mit zunehmenden Nutzerzahlen ziemlich hoch, genau wie die VoLTE-Drop-Raten, in Gesprächen, aber auch in Daten.“

Für alle, die in IT-Systemelektronik weniger versiert sind als Experte Rothböck: Das MSMC ist das Master Service Management Center der Telekom. Hier wird das Netz rund um die Uhr überwacht. Packet Loss bedeutet, dass Datenpakete verloren gehen und nicht korrekt übermittelt werden. Dann funktioniert der Datenverkehr nicht so, wie er soll. Und VoLTE steht für Voice over LTE, also fürs Telefonieren im LTE-Netz mit sehr hoher Sprachqualität. Hier laufen dann die Gespräche nicht mehr störungsfrei.

Was bedeutet das für die Kund:innen?

Thomas Rothböck erklärt die praktischen Auswirkungen solcher Probleme für Kund:innen der Telekom: „Je mehr Kund:innen in unserer Zelle eingebucht sind, desto weniger Datendurchsatz ist möglich, und desto öfter müssen die Daten von unserer Station erneut gesendet werden, damit sie auch wirklich ankommen.“ Beim Telefonieren können durch die Fehler Gespräche abbrechen, und die Sprachqualität ist nicht so hoch wie gewohnt.

Telekomtechnikerin auf Mobilfunkmast in Grassau

In luftiger Höhe auf Fehlersuche

Was ist die besondere Herausforderung am Standort Grassau?

„Die Herausforderung sind die Mitbewerber, die wir an diesem Standort haben“, schildert Systemelektroniker Rothböck. „Das sind unter anderem die Telefónica und die Vodafone, und auch die Media Broadcast mit ihren Richtfunkspiegeln, die uns bei dieser Störung aber nicht beeinträchtigen.“

Die Deutsche Telekom lebt auf diesem Funkmast also in einer Art WG mit ihren Mitbewerbern – was an sich überaus sinnvoll ist, damit weniger solcher Sendeanlagen aufgestellt werden müssen. In diesem Fall könnte es aber sein, dass sich die Technik mehrerer Anbieter gegenseitig stört. Außerdem muss die Telekom ihre „Mitbewohner“ selbstverständlich informieren, wenn sie an dieser Anlage arbeitet – und wenn es erforderlich ist, hierfür auch die Technik von Telefónica oder Vodafone abzuschalten.

Dabei ist Fairness auch unter Konkurrenten die oberste Maxime, so Thomas Rothböck: „Wir rufen erst an, wenn wir die Abschaltung wirklich brauchen, damit wir den Ausfall so gering wie möglich halten – für unsere Mitbewerber, und für uns selbst auch.“

Wie funktioniert so eine Entstörung?

„Der erste Schritt ist schon passiert, das wurde von unserem MSMC gemacht“, verrät Thomas Rothböck. „Die haben hier an diesem Standort den Sendepfad umkonfiguriert.“ Das Mobilfunksignal nimmt also jetzt einen anderen Weg durch die Anlage, was schon mal einige Fehlerquellen ausschließt. Statt dem A-Pfad hoch zur Antenne wird nun der so genannte B-Pfad verwendet.

Vor Ort nehmen die drei Techniker:innen der Telekom im Rahmen ihrer „Mast-Kur“ mit dem Rechner sogenannte PIM-Messungen vor. Das Kürzel steht für „Passive Intermodulation“ – also für Mobilfunksignale, die sich gegenseitig stören. Ziel, so Techniker Rothböck, ist es, „zu sehen, wie es ausschaut, wenn die Mitbewerber abgeschaltet sind, oder was passiert, wenn andere Techniken von uns mit in Betrieb sind.“ Gerade die Präsenz mehrerer Mobilfunkanbieter auf dem Mast erfordert eine Vielzahl von An- und Abschaltungen, um zu klären, welche Komponenten sich möglicherweise gegenseitig stören.

„Diese PIM-Messungen sind leider sehr aufwändig und auch mannschaftsintensiv“, schildert der Systemelektroniker. „Vor allem an diesem Standort müssen wir immer zu zweit oder zu dritt herfahren, damit wir Fehler genau eingrenzen können.“

Rechner zur Analyse von Passiven Intermodulationen PIM

PIM-Messungen sind nicht so handlich wie das dazugehörige Analysegerät.

Was sind die Ergebnisse der Fehlersuche?

Zunächst finden sich profane Fehler in der Verkabelung im Technikraum unterhalb des Masts. „Wir haben festgestellt, dass wir keine Beeinträchtigung von unseren Mitbewerbern haben“, so Rothböck. „Wir haben im ersten Schritt aber schon mal herausgefunden, dass Kabel unten im Betriebsraum vermutlich schon länger in Gebrauch sind, dass da Stecker kaputt sind.“ Alterungsbedingt lassen die Gummidichtungen der Stecker mit der Zeit nach – und verursachen dann womöglich Probleme. Und auch winzige Krater in den Metallkontakten können dazu führen, dass Verbindungen nicht mehr optimal funktionieren. 

Wer darf nach oben klettern – oder muss? 

Sämtliche Messungen lassen sich aber nicht unten im Betriebsraum durchführen. Auch oben auf dem Mast, in sicherlich rund 25 Metern Höhe, müssen Verbindungen an- und abgeschaltet oder umgestöpselt werden. An diesem Tag muss Rothböcks Kollegin Tamara Staude nach oben klettern. Beziehungsweise, die IT-Systemelektronikerin darf klettern: „Heute würde ich sagen, ich habe gewonnen. Die schöne Aussicht, und es ist nicht kalt. Wenn es kalt und feucht ist, macht man eher Schnickschnackschnuck“ – um bei Sauwetter zu bestimmen, wer nach oben muss.

Doch obwohl Tamara Staude fast eine Stunde lang in lichter Höhe und beeindruckend schwindelfrei Anschlüsse an- und abschraubt, können nicht alle Messungen durchgeführt werden. Zurück auf dem Boden, erklärt sie, warum: „Unser Problem war jetzt, dass die Halterung der Antenne oberhalb des TMA war – mit einem viel zu langen Abschluss, so dass ich nicht auf den oberen Teil des TMA gekommen bin.“ Der TMA (Tower Mounted Amplifier) ist ein rauscharmer Verstärker, der so nah wie möglich an der Antenne montiert wird. Weil er ungünstig angebracht war, konnte das Telekom-Team in diesem Fall nicht alle Messungen so komplett wie gewünscht durchführen.

20210413_RAN-Grassau_3

Für Tamara Staude ist heute ein Glückstag: sie darf am Mast hochklettern und nach Fehlern suchen.

Wie wird der Fehler nun behoben?

Trotz des kleinen Rückschlags ist der Erkenntnisgewinn des Vor-Ort-Teams durchaus beeindruckend. „Wir haben festgestellt, dass wir im Sektor 2 Probleme mit dem Kabel haben, das nach oben geht“, erklärt Thomas Rothböck. „Dazu kommt in Sektor 1 ein Problem, das hinter dem Vorverstärker liegt. Und das wird jetzt zusammen mit den Fehlern, die wir unten an den Kabeln festgestellt haben, an einen Generalunternehmer gegeben.“ Eine externe Firma, die mit Freikletterern oder mit Hubbühne speziell auf solche Einsätze vorbereitet ist, wird das Problem also endgültig lösen.

Bis zur Reparatur bleibt der Standort für die Kunden weiterhin nutzbar, wenn auch womöglich mit leichten Abstrichen bei der Netzqualität. „Das wird aber kaum auffallen“, versichert Techniker Thomas Rothböck. Dennoch muss der Fehler natürlich zeitnah behoben werden – damit aus 99,9 Prozent Leistung möglichst wieder 100 Prozent werden.

Die ganze Fehlersuche gibt's im Video:

20210413_RAN-Grassau_thumb
Telekom Techniker auf Antennenmast

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