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Hubertus Kischkewitz

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Grenzfälle am Hochrhein - Mobilfunk zwischen Deutschland und Schweiz

Dort, wo der Rhein die Grenze zur Schweiz bildet, wird die Mobilfunk-Versorgung zur Herausforderung. Warum, und wie die Telekom das löst, steht hier.

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Der Rhein trennt Deutschland und Schweiz. Hier ist die Mobilfunkversorgung aus mehreren Gründen eine Herausforderung.

Antennenmast aufstellen, einschalten, und schon können die Kunden der Deutschen Telekom per Handy miteinander telefonieren und mobil surfen. So einfach funktioniert die Mobilfunkversorgung - leider nicht immer.

Denn jeder einzelne Funkmast im Telekom-Netz wird exakt auf die Bedingungen vor Ort abgestimmt. Topografie, Bebauung und die Größe des Gebiets, das versorgt werden soll, spielen hier ganz wichtige Rollen. Diese Planung kann mal leichter und mal schwieriger sein - und manchmal wird sie richtig kompliziert.

Besonders knifflig fällt die Netzplanung am Hochrhein zwischen Basel und Konstanz aus. Denn so traumhaft schön die Gegend im Südwesten Deutschlands auch sein mag: Die unmittelbare Nähe zum Nachbarland Schweiz und die Höhen und Täler des Schwarzwalds sorgen bei den Netzplanern eher für Alpträume. Wir erklären an Beispielen, was hinter den deutsch-schweizerischen "Grenzfällen" steckt.

Grenzfall 1 - Bad Säckingen

Die Kurstadt am Hochrhein wurde 2003 im Wettbewerb "Entente Florale Europe" zu einer der fünf schönsten Städte Europas gekürt und mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Damit auch das Handynetz in Bad Säckingen Gold wert ist, haben Telekom und Kommune aber noch Arbeit vor sich. Bürgermeister Alexander Guhl: "Ich habe den Eindruck, dass in der Kernstadt die Abdeckung durchaus ausreichend ist. In den Ortsteilen, insbesondere in Harpolingen und Rippolingen, wäre die Abdeckung zu verbessern."

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Alexander Guhl, Bürgermeister Bad Säckingen

Das liegt zum einen an der Topografie. "Gleich hinter Bad Säckingen geht es richtig steil in die Berge hinein", erklärt Frank-Peter Käßler, der sich hier als Kommunalbeauftragter der Telekom um die Zusammenarbeit mit den Gemeinden kümmert. Zudem liegt Bad Säckingen am Hochrhein, der hier die Grenze zur Schweiz bildet. Und die Telekom darf grundsätzlich nicht zu weit in Nachbarländer einstrahlen, um dort die Frequenzen nicht zu stören.

Grenzfall 2 - Harpolingen

Bad Säckingens Bürgermeister Guhl und der Gemeinderat unterstützen die Suche der Telekom nach Mobilfunkstandorten zwar nach Kräften. Doch die Hilfe stößt in den Ortsteilen Harpolingen und Rippolingen an ihre Grenzen, weil dort auch die Ortschaftsräte und die Ortsverwaltungen zustimmen müssen. In Harpolingen hatte die Gemeinde ursprünglich das Rathaus als Standort für die Mobilfunkstation vorgeschlagen.

Für die Telekom und für Kommunalberater Käßler wäre das die optimale Lösung gewesen: "Zentral im Ort gelegen, man hätte eine schöne, gleichmäßige Versorgung hinbekommen." Aber, zu früh gefreut, wie Frank-Peter Käßler bedauert: "Leider hat der Ortschaftsrat zwar zugesagt. Aber der endgültige Vorschlag ist von der Gemeinde nicht gekommen, aufgrund des hohen Widerstandes der Bevölkerung."

Grenzfall 3 - Rippolingen

Mobilfunk im Grenzgebiet und direkt in der Hügellandschaft des Schwarzwalds - im Bad Säckinger Ortsteil Rippolingen kommen die großen Probleme der Telekom-Netzplaner im Kleinen zusammen. Grund ist auch hier die hügelige Landschaft, so Frank-Peter Käßler: "Wir haben ein starkes Nord-Süd-Gefälle am Hang. Das verbietet an sich automatisch, einen hohen Antennenstandort im Norden zu bauen."

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Frank Peter-Käßler, Kommunalberater Deutsche Telekom, zeigt die landschaftlichen Probleme der Grenzregion.

Denn damit das Funksignal auch im Süden ankommt, müsste der Mast sicherlich 30 bis 40 Meter hoch sein - und würde damit bis zu 50 Kilometer in die Schweiz hineinstrahlen. "Und da macht kein Schweizer Mobilfunk-Netzbetreiber mit", weiß Käßler. Und unten am Ortsrand müsste ein Funkmast die dort stehenden Häuser deutlich überragen, um über sie hinweg abstrahlen zu können. Denn sonst würden die Gebäude dahinter im Funkschatten liegen. Und dieser hohe Mast würde das Panorama Richtung Schweiz empfindlich stören. Man hat’s wahrlich nicht leicht als Mobilfunkplaner am Hochrhein…

Grenzfall 4 - Laufenburg

Näher kommen sich Deutschland und die Schweiz praktisch nirgends. Denn Laufenburg (Deutschland) und Laufenburg (Schweiz) bilden eine Zwillingsstadt. Früher hieß der deutsche Teil Kleinlaufenburg und der Schweizer Teil Großlaufenburg - doch diese namentliche Trennung gibt es nicht mehr. Der Mobilfunk bleibt dagegen getrennt, die Telekom soll möglichst nur den deutschen Teil versorgen.

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Stefan Keller (rechts) zeigt Hubertus Kischkewitz (links) die Technik eines Mobilfunkstandorts der Telekom auf Schweizer Hoheitsgebiet.

Damit das funktioniert, gibt es hier eine ungewöhnliche und pragmatische Lösung: Der Antennenmast der Telekom steht auf Schweizer Gebiet - und sendet über zwei Sektoren Richtung deutsches Rheinufer. "Wir haben vier weitere Standorte auf Schweizer Boden, genau wie die Schweizer auch bei uns Standorte haben", verrät Telekom-Servicetechniker Stefan Keller.

Die Zusammenarbeit funktioniert gut, die Eidgenossen quasi als Bytegenossen. Stefan Kellers Anlage funkt derzeit noch mit GSM und UMTS. Doch die Hardware ist bereits auf Single RAN-Technik umgestellt, mit der künftig alle Mobilfunkgenerationen auf einer gemeinsamen Plattform laufen. Der Aufbau der LTE-Antennen am deutschen Mast in der Schweiz ist bereits erfolgt.

Grenzfall 5 - Jestetten

Noch weiter rheinaufwärts - und nur noch 40 Kilometer von Zürich entfernt - liegt Jestetten. Der Ort im äußersten Süden Baden-Württembergs ist auf drei Seiten von Schweizer Staatsgebiet umgeben ("Jestetter Zipfel"). Wie lässt sich so eine deutsche Insel überhaupt mit Mobilfunk versorgen? "Die Kommune bat uns händeringend, doch auch hier eine gute Sprach- und Datenversorgung herzubekommen" berichtet Kommunalbeauftragter Käßler. Als idealen Standort bot die Gemeinde die zentral gelegene und hohe viergeschossige Schule an.

Aber schon wieder zu früh gefreut, bedauert Frank-Peter Käßler: "Der Gemeinderat hat sein Veto eingelegt. Wegen Befürchtungen, dass die Bevölkerung auf die Barrikaden gehen könnte, hat man sich entschlossen, uns dieses Gebäude nicht zur Verfügung zu stellen." Als zweitbeste Lösung hat sich die Telekom dann für ihre örtliche Vermittlungsstelle entschieden, in unmittelbarer Nähe der Schule.

Experte Käßler erklärt die Planungen: "Dort werden wir einen Antennenträger aufbauen, circa 20, 25 Meter hoch. Der ist nicht ganz so optimal gelegen wie die Schule. Aber ich denke, wir werden auch auf diesem Wege eine gute Versorgung in Jestetten hinbringen."

Der aktuelle Stand bei den deutsch-schweizerischen Grenzfällen

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Für Laufenburg wird LTE voraussichtlich im September eingeschaltet.

Nach monatelanger Planung hat die Telekom in Jestetten zuletzt eine große Überraschung erlebt. Weil der Funkmast an der Vermittlungsstelle höher werden würde als die nahegelegene evangelische Kirche, möchte der Gemeinderat noch einmal die Planungen umwerfen: Nun soll die Antenne doch an die Schule. Aufgrund des Hin und Her müssen die Bürger in Jestetten mindestens ein Jahr länger als notwendig auf eine zeitgemäße Mobilfunkversorgung warten. 21 von 37 Telekom-Standorten im Landkreis Waldshut funken mittlerweile mit LTE, die weiteren 16 folgen.

Und auch der "Gast-Mast" in der Schweiz versorgt Laufenburg ab September mit LTE. Nur in Harpolingen und Rippolingen hat die Telekom nach wie vor keine geeigneten Standorte gefunden. Hier geht die Suche weiter.

Apropos Suche: Aktuell sucht die Deutsche Telekom alleine im Landkreis Waldshut über 30 Standorte für Mobilfunk-Sendeanlagen.

Mehr zur Grenzversorgung am Hochrhein zeigt das Video

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