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Hubertus Kischkewitz

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Eine Richtfunkanlage auf dem Nebelhorn wird wetterfest gemacht.

Sein Berufsleben hatte schon das eine oder andere Highlight. Jetzt hat ein Auftrag für einen echten Höhepunkt gesorgt: Rolf Schmidt, Techniker beim Disaster Recovery Management (DRM) der Telekom, muss mit Kollegen wegen eines Umbaus des Gipfelhauses eine provisorische Richtfunkstation auf dem Nebelhorn aufbauen.

Rolf Schmidt sitzt an seinem Schreibtisch.

Auch ein Bürotag hat seinen Reiz, wenn man so viel unterwegs ist wie Rolf Schmidt.

 

„Das ist meine bisher höchste Baustelle“, erzählt Schmidt, als wir gemeinsam auf dem Gipfel des 2224 Meter hohen Berges oberhalb von Oberstdorf stehen und ins Tal hinab blicken. „Unglaublich, wie hier das Wetter wechselt, sagt er. Am frühen Morgen noch war der Gipfel in eine dichte graue Suppe getaucht. Das Nebelhorn machte seinem Namen alle Ehre. Dann riss es auf, erst ließ sich die Sonnen nur für wenige Minuten blicken, dann machten die Wolken endgültig Platz.

Und ist gut so. Denn hier oben ist Millimeterarbeit angesagt. Wochen zuvor schon hatten Bauarbeiter vier Betonstützen mit Titanankern im Felsen verankert. Die Fundamente für einen Container, der für Monate die Übertragungstechnik für eine Richtfunkstrecke nach Balderschwang enthält.

Balderschwang: Ohne Richtfunk von der Außenwelt abgeschnitten

Balderschwang, ein kleiner Touristenort, 15 Kilometer von Oberstdorf entfernt, ist nur so ans Festnetz anzubinden. Der Ort rühmt sich, den höchstgelegen Ortskern in Deutschland zu haben. Eine Glasfaserleitung so hoch hinein in die Berge zu verlegen, wäre viel zu teuer.


Gespannt wartet Schmidt mit den Kollegen, bis der Hubschrauber kommt. Eine Spezialfirma aus der Schweiz fliegt den Container und eine vormonierte Antennenanlage hoch auf den Gipfel. Beides konnte nur bis auf 1200 Meter Höhe per Lastwagen hochgeschafft werden. Die letzten 1000 Höhemeter sind Sache der Flugkünstler. Schmidt ist gespannt. Passt alles? Hält alles? Monatelang? Oder noch länger?

Nebelhorn: Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h

Das Vorhaben ist anspruchsvoll. Was beispielsweise die Windlasten angeht, da schweigen sich die DIN-Normen bei Höhen über 1100 m aus. „Ich habe bei der Nebelhorn Bahn recherchiert, welche Windgeschwindigkeiten dort oben schon gemessen wurden. Wir sind recht schnell auf Werte zwischen 280 bis 300 Stundenkilometern gekommen, die ich dann in meiner Überschlagrechnung aufgenommen habe“, erzählt Schmidt. Er musste viel und vor allem genau rechnen, ehe es zur Überprüfung nochmal zum Statiker ging.

„Bei Windgeschwindigkeiten von 290 Stundenkilometern wirken mehr als 5 Tonnen auf den Container“, erklärt Schmidt „dieser hat samt eingebauter Technik aber schon rund 3,2 Tonnen Eigengewicht. Nimmt man jetzt das Kippmoment und das Eigengewicht des Containers, ergeben sich 2,4 Tonnen pro Ecke, die nach oben gehoben werden.“ Diese Last müssen die Dübel und Halteschuhe, an denen die Tragseile festgemacht werden, halten. Schmidt ging auf Nummer sicher: „Ich habe jede Containerrecke mit zwei  Halteschuhen und vier Dübeln gesichert.“ Absolute Sicherheit gilt auch für die Fundamente. Jede Betonstütze ist so gerechnet, dass sie vier Tonnen tragen kann.

Schmidt hatte schon Jahre zuvor ein gutes Gespür: „Es hieß damals schon, dass die Nebelhornbahngesellschaft einen kompletten Umbau ihres Gipfelhauses vorhat. Auf dessen Dach steht normalerweise die Antenne. Irgendwann muss also auf jeden Fall eine Übergangslösung her. Ich habe deshalb eine solche Lösung nie aus den Augen verloren. Und schon damals hatte ich genau diese Mastanlage im Visier. Die haben wir vor elf Jahren vor der WM 2006 bei einem aufgelösten Standort in der Commerzbank Arena abgebaut und eingelagert. Also habe ich mich mit dem Mast sporadisch beschäftigt, geprüft ob noch alle Komponenten vorhanden sind und wie die statischen Werte um diesen Mast bestellt sind. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man diese Idee so wirklich umsetzen könnte. Dann lag aber erstmal alles auf Eis.“

Bis heute. Der Heli kommt das erste Mal. Wir hören schon von weitem die Rotoren. Der Container hängt an einem 30 Meter langen Seil. Der Flieger kommt schnell, dann wird er immer langsamer. Per Funk weisen die Techniker unten den Piloten ein. Langsam senkt sich der Container auf die Fundamente.

Die Techniker sind hochkonzentriert, alle wissen genau, was zu tun ist. Ein bisschen nur müssen sie den Container mit den Zugseilen einschwingen, der Hubschrauber steht stabil in der Luft. So ist in  Minuten die Last abgeliefert. Der Container steht auf den Fundamenten. Die Halteseile werden gelöst. Der Hubschrauber schwingt ab. Der erste Akt ist erledigt.

Auch beim zweiten Anflug mit dem Antennenmasten geht alles glatt. Wieder liefert der Heli punktgenau ab. Diesmal den Antennen aufbau. Schmidt und sein Kollege greifen zu riesigen Schraubenschlüsseln, um die Muttern an den Haltschuhen am Container festzuziehen.

Das Team gibt Sicherheit

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Schmidt schmunzelt erleichtert: „Ein bisschen schon hatte ich gehofft, dass dieser Kelch an mir vorüber gehen würde“, sagte er. „Aber man hat keine andere Alternative für Balderschwang gefunden.“ Schmidt ist allen Kollegen dankbar. Viele halfen mit, die Aufgabe war höchst komplex. „Zum einen, um überhaupt erst mal heraus zu finden, was die Infrastruktur denn leisten muss, also angefangen damit, wie viele Richtfunkspiegel, von welcher Größe in welche Richtung aufgebaut werden müssen, über die Größe, Anschlussleistung, Betriebsspannung der genutzten Techniken. Auf Basis dieser Daten haben wir uns dann einen Container herausgenommen, den wir dann genau für dieses Vorhaben haben um- und ausbauen lassen.“

Sicherheit hat von Anfang an das Tun bestimmt. „Gemeinsam mit meinen Kollegen Michael Wascheröl und Franz Harbich haben wir den Mast probeweise aufgebaut, einmal um die Maßhaltigkeit zu prüfen und den Mast nochmals zu vermessen, damit dieser dann auch richtig in die Zeichnungen eingefügt werden konnte. Wegen der Windlast war es tricky. Wir mussten einen der Richtfunkspiegel zwischen den Stützstreben montieren. Die Messungen haben dabei gezeigt, dass dies zwar möglich ist, dann aber nur noch wenig Platz zum Ausrichten des Spiegels vorhanden ist. Also mussten wir die geplante Position des Containers und damit die der Fundamente überarbeiten“, so Schmidt.

Sei es drum. Jetzt ist alles erledigt. Als sich Schmidt an der Talstation der Nebelhornbahn in Oberstdorf das Klettergeschirr auszieht, leuchten die Augen. „Es war aufregend und spannend, aber es hat auch Spaß gemacht,“ fasst Rolf Schmidt den ungewöhnlichen Job zusammen.

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