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Das Internet und die damit verbundene ständige Erreichbarkeit machen es selbstverständlich, dass wir überall arbeiten können. Diese immerwährende Verfügbarkeit sorgt aber auch dafür, dass uns Freizeit oder der klassische Feierabend ganz allmählich abhanden kommen. Eine zugegeben zugespitzte Bestandsaufnahme der aktuellen Arbeitswelt, aber einen medialen Schmerzpunkt gibt es ganz offensichtlich: Magazin-Titel warnen vor den Auswirkungen auf die Gesundheit und die Ratgeberliteratur zum Zeitmanagement und Umgang mit Stress füllt die digitalen und analogen Bücherregale. Zu diesem Themenfeld ist schon viel geschrieben, gebloggt und gesendet worden. Viel, aber noch nicht alles und ganz bestimmt nicht das letzte Wort.

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Eine kleine Enttäuschung vorweg: Eine Patentlösung für die ganz offenbar drängenden Fragen zu unserer Arbeit und unserer Zeit haben wir auch in der Diskussion beim telegraphen_lunch nicht gefunden. Allerdings haben die beiden Experten Markus Albers und Professor Hanno Sowade einige, wie ich finde, wichtige Aspekte der Debatte destilliert.

Mit den heutigen technischen Möglichkeiten hat jeder Büroangestellte seine notwendigen Arbeitsmittel immer dabei. Markus Albers, Jahrgang 1969, zeichnete in seinem Eingangsstatement einen generationsübergreifenden persönlichen Entwicklungsbogen. Die Arbeitsrealität des Vaters fand ganz selbstverständlich ausschließlich im Büro statt, da nur dort solche sperrigen Dinge wie Aktenschränke ihren Platz hatten. Mit dem Verlassen des Büros begann der Feierabend. Albers Tochter hingegen, so die augenzwinkernde Vermutung des Autors, wird einmal fragen: „Papa, was ist eigentlich Feierabend?“ Albers hält wenig davon, diese schöne neue Arbeitswelt zu beklagen, aber benötigt werden neue Wertungen und Absprachen, „damit die Arbeit nicht ganz in unser Leben einsickert“.

Ein allseits anerkanntes Problem scheint also zu sein, dass die Grenzen zwischen Arbeiten und Freizeit verwischen. Wissenschaftler sprechen von Entgrenzung der Arbeit. Es scheinen für uns alle, die ihre Brötchen in einer vernetzten Welt verdienen müssen, harte (Arbeits-)Zeiten zu gelten. Härtere als je zuvor? Historiker Prof. Hanno Sowade teilt die These der Entgrenzung, gibt aber auch zu bedenken, dass um 1900 in Deutschland die Menschen ganz selbstverständlich sechs Tage die Woche jeweils zehn Stunden gearbeitet hätten. Das fand zwar größtenteils getrennt vom privaten Umfeld statt, 60 Stunden in der Woche waren es dennoch. Der Tausch mit einem „Bureau“-Angestellten oder gar einem Fabrikarbeiter jener Zeit erscheint also nicht gerade reizvoll. Zum Glück für uns hat sich da Einiges geändert.

Allerdings merkt Prof. Sowade kritisch an, die Arbeit heute sei belastender geworden. „Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit wird fließender“. Wie aber damit umgehen? Was uns weiterhelfen kann, ist die sicherlich nicht neue, aber – wenn wir unser Handeln daran ableiten – kraftvolle Erkenntnis, dass wir in der Arbeitskultur Neuland betreten und es selbst in der Hand haben, wie wir sie gestalten. Für mich das Fazit der Veranstaltung: Wir sind Pioniere, wir suchen Orientierung. Wir stehen noch am Beginn eines neuen Zeitalters und gestalten die Arbeitskultur einer Epoche! Dafür brauchen wir den Dialog und sollten ihn deshalb unbedingt fortsetzen.

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