Wie sieht die Blockchain der Zukunft aus?
Blockchains bringen Vertrauen und Sicherheit in digitale Transaktionen. Sicherheit spielt dabei eine große Rolle. Die Telekom unterstützt mehr als 10 öffentliche Blockchain-Netzwerke mit eigener Infrastruktur. Nun kommt mit Aleph Zero ein weiteres dazu. Dirk Röder erklärt die Strategie der Telekom für sichere Blockchains und wie seine Blockchain der Zukunft aussieht. Röder verantwortet das Web3 Infrastructure & Solutions Team der Telekom MMS.
Wie sicher sind Blockchains?
Dirk Röder: Für mich sind Blockchains grundsätzlich sicher, wenn sie dezentral sind und über ein stabiles Netzwerk an Validatoren verfügen. Einmal in der Blockchain verankert sind Daten schwer zu ändern. Dahinter stecken komplexe mathematische Algorithmen, die Transaktionen verschlüsseln und die Integrität der Daten gewährleisten. In dezentralen Blockchains ist die Kontrolle auf viele Netzwerk-Teilnehmer verteilt. Konsensmechanismen wie Proof of Stake sichern die Blockchain zusätzlich ab. Sie bilden neue Blöcke und verifizieren so Transaktionen. Zudem erfordert jede Blockänderung eine Änderung aller nachfolgenden Blöcke. Diese Faktoren erschweren Angriffe und Manipulationen. Dennoch können Anwendungen auf der Blockchain Sicherheitslücken aufweisen, wie frühere Vorfälle gezeigt haben. Binance, eine der größten Börsen für Kryptowährung, beispielsweise wurde im Mai 2019 gehackt. Gestohlen wurden über 7.000 Bitcoins im Wert von etwa 40 Millionen US-Dollar. Generell sehe ich ein gesteigertes Bewusstsein für sichere Blockchain-Ökosysteme und eine stärkere Betonung der Dezentralisierung bei Entwicklern und Unternehmen.
Wie passt Aleph Zero in die Blockchain-Strategie der Telekom MMS?
Röder: Wir erweitern mit Aleph Zero unseren Fußabdruck im Polkadot-Ökosystem, wo wir bereits seit 2021 aktiv sind. Es ist das erste Mal, dass wir die Infrastruktur für ein datenschutzfreundliches Blockchain-Netzwerk bereitstellen. Das Besondere ist, dass Aleph Zero verschiedene Technologien kombiniert, darunter Directed Acyclic Graph, den neuartigen Konsensmechanismus AlephBFT, Zero-Knowledge Proof und sichere Multi-Party-Computation. Sie erzielen damit ein unabhängiges Netzwerk mit einer Transaktionsgeschwindigkeit von unter einer Sekunde. Gleichzeitig ist es hoch skalierbar und sicher. Dies ist wichtig für uns, da Sicherheit und Datenschutz für die Telekom MMS von zentraler Bedeutung sind.
„Für die Telekom MMS gibt es zwei wichtige Blockchain-Eigenschaften: Zensurresistenz und Sicherheit.“
Was leistet dabei die Telekom?
Röder: Die Telekom ist ein vertrauenswürdiger Validator im Aleph Zero-Ökosystem. Mit unseren Cloud-Services gewährleisten wir zuverlässige Knoten, einen hohen Durchsatz von Transaktionen und die notwendige Sicherheit. Wir monitoren rund um die Uhr, bieten Backup-Services und sind nicht von zentralen Hyperscalern abhängig. Damit minimieren wir Ausfallrisiken und vermeiden Bestrafungsmechanismen des Netzwerkes. Greifen unsere automatisierten Lösungen nicht, ist unsere Rufbereitschaft rund um die Uhr als letztes Sicherheitsnetz immer erreichbar. Zudem prüfen wir ZKP-Anwendungen im eigenen Konzern-Umfeld.
Was versteht man unter Zero-Knowledge-Proof, Multi-Party-Computation und Directed Acyclic Graph?
Röder: Stellen Sie sich vor, Sie möchten jemandem beweisen, dass Sie ein bestimmtes Geheimnis kennen, ohne das Geheimnis selbst zu verraten. Aleph Zero verwendet Zero-Knowledge-Proof (ZKP) - auf Deutsch Null-Wissen-Beweis – bei Transaktionen, mit der sie die Gültigkeit einer Aussage beweisen. Dabei wird nicht offengelegt, wer die Transaktion durchführt, oder um welche Beträge es sich handelt. Dies bietet Unternehmen und Nutzern ein hohes Maß an Datenschutz, Sicherheit und Vertrauen – insbesondere für sensible Daten wie im Gesundheitsbereich oder Finanzwesen. Mich begeistert die Kombination aus Blockchain und Zero-Knowledge-Proof.
Aleph Zero setzt auf einen „hybriden“ Ansatz aus Zero-Knowledge-Proof und der sicheren Multi-Party Computation (sMPC) – auch als Mehrparteien-Berechnungstechnologie bekannt. SMPC schützt Informationen, indem es Daten außerhalb der Kette über mehrere Knoten speichert. Die Daten werden kryptografisch in Teile aufgeteilt, damit kein einzelner Netzwerkteilnehmer etwas über den Inhalt der Daten erfahren kann. Directed Acyclic Graph (DAG) ist eine schnelle und skalierbare Alternative zur Blockchain-Technologie. DAG organisiert Daten und Transaktionen von Kryptowährungen in Graphen anstelle von Blöcken und Ketten.
„Die Blockchain der Zukunft muss schnell, sicher und dezentral sein, damit das wahre Potenzial der Blockchain zum Tragen kommt.“
Wie sieht für dich die sichere Blockchain der Zukunft aus?
Röder: Eine perfekte Lösung für die „Blockchain der Zukunft“ gibt es noch nicht. Sie muss schnell, sicher und dezentral sein, damit das wahre Potenzial der Blockchain zum Tragen kommt. Für die Telekom MMS gibt es zwei wichtige Blockchain-Eigenschaften: Zensurresistenz und Sicherheit. Ersteres stellt sicher, dass Transaktionen nicht manipuliert oder ausgeschlossen werden können. Das ist besonders wichtig, da immer mehr Werte in die digitale Welt wandern. Die zweite sorgt dafür, dass unsere Kunden in einer zunehmend vernetzten Welt geschützt sind. Und auch die Selbstbestimmung und der Kontext der Nutzer erhalten bleiben, was für die Einführung der Blockchain in Unternehmen entscheidend ist. Mit dem Entstehen des Internets der Werte, das auf öffentlichen, dezentralen Blockchain-Netzwerken aufbaut, wird die Rolle zuverlässiger Infrastrukturanbieter unverzichtbar. Genau hier wollen wir als Telekom MMS eine Vorreiterrolle einnehmen.