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Henrik Schmitz

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Perspektivwechsel: Warum die Telekom baut, wie sie baut

Die Debatte über den Breitbandausbau in Deutschland wird intensiv geführt. Manchmal sachlich, manchmal emotional. Aber so gut wie immer mit einer eigenen Perspektive. Dabei muss ich immer an das Buch bzw. die Rede „Das hier ist Wasser – Anstiftung zum Denken“ von David Foster Wallace denken. Darin beschreibt er, dass wir alle dazu neigen, die Welt aus unserer ganz eigenen Perspektive zu betrachten. Und dass wir alle dazu neigen, so stark an Dinge zu glauben, dass wir sie nicht mehr hinterfragen. Und er wirbt darum für ein Miteinander, bei dem man sich bemüht, auch die Perspektiven jeweils anderer einzunehmen. Und seine eigenen Überzeugungen stets zu hinterfragen.

Hiermit lade ich Sie dazu ein, einmal die Perspektive der Telekom einzunehmen. Unseren Blick auf den Breitbandausbau. Sie werden diese Perspektive nicht zu 100 Prozent teilen. Aber vielleicht ergänzen Sie Ihre eigene um diese Perspektive. So wie auch die Telekom die Perspektiven anderer aufnimmt, reflektiert und zum Teil adaptiert. Denn der Standpunkt der Telekom ist eben kein rein ökonomischer. Sondern es muss eine konkrete Rückkopplung geben zwischen dem Geschäft eines Unternehmens und dem, was in der Gesellschaft passiert. Was brauchen die Menschen? Was brauchen Gesellschaft, Mitarbeiter und Kunden? Was braucht die Umwelt? Was braucht die digitale Bildungslandschaft?

Unser Ansporn ist, dass wir Menschen und Unternehmen Teilhabe verschaffen. Teilhabe an einer digitalen Gesellschaft, die ganz wesentlich auf Austausch beruht. Von Wissen, von Meinungen, von Erfahrungen und Ideen. Und unsere Netze sind die Lebensadern dieser Gesellschaft. Das zeigt sich in der aktuellen Coronazeit. 

Wir haben uns vor einiger Zeit entschieden, bei unseren Ausbau zunächst Glasfaser bis an die grauen Kästen zu bauen. Das ist das so genannte Vectoring oder FTTC. Glasfaser bis ins Haus (FTTH) bauen wir nun im zweiten Schritt. 

Hätten wir Glasfaser direkt ins Haus (FTTH) verlegt, wie vielfach gefordert, dann hätten heute vielleicht acht Millionen Haushalte FTTH. Und der Rest hätte an vielem Stellen Bandbreiten von 6 bis 16 Mbit. Damit wäre Home Office tatsächlich nur schwer möglich. 

Die Entscheidung hat aber dazu geführt, dass heute mehr als 33 Millionen Haushalte Bandbreiten bis zu 100 Mbit/s haben. Und mehr als 24 Millionen Haushalte können über eine Bandbreite von bis zu 250 Mbit/s verfügen. In der Krise hat sich gezeigt, wie wichtig das ist.

Das heißt aber nicht, dass wir Glasfaser ins Haus vernachlässigen. Im Gegenteil. Allein im vergangenen Jahr haben wir rund 600000 Haushalte mit Glasfaser versorgt. Bis Mitte des Jahrzehnts werden es 10 Millionen Haushalte sein. Und ab dann jährlich weitere 2,5 Millionen FTTH-Haushalte pro Jahr. (Zur Wahrheit gehört aber auch, dass momentan deutlich weniger als die Hälfte derer, die FTTH oder FTTB bekommen könnten, tatsächlich diese Technik bucht.)

Zu der Haltung, mit der wir arbeiten, gehört aber auch immer der Rahmen, in dem wir es tun. Das heißt auch wir bewegen uns in Abhängigkeiten, die wir nicht einfach ignorieren können. Geschweige denn einfach abstellen.

Der Rahmen hat zunächst mit uns selbst zu tun. Wie viele Leute haben wir? Welche Fähigkeiten haben die? Welche Strukturen haben wir im Unternehmen und wie flexibel können wir damit auf neue Anforderungen reagieren? Welche Ressourcen haben wir? Wie viel können wir investieren?

  • Beispiel Ressourcen: Wir haben von der Bundespost nicht nur ein Netz geerbt, sondern auch hohe Schulden - 64 Milliarden Euro - und sehr viel Personal. Um diesen Personalumbau sozial zu gestalten, haben wir über die vergangenen gut 20 Jahre viel Geld in die Hand genommen. Rund 600 Millionen Euro im Durchschnitt jedes Jahr! 13,4 Mrd. Euro seit 1995.
  • Beispiel Marktumfeld: Die Telekom ist nicht nur der Motor der Digitalisierung, sondern muss auch mit den Auswirkungen leben. Das Telekommunikationsgeschäft lässt sich sehr vereinfacht so darstellen: Sie bauen eine Infrastruktur. Dafür müssen sie extrem viel Geld investieren. In den folgenden Jahren verdienen Sie auf dieser Infrastruktur Geld; ihre Investitionen amortisieren sich und sie verdienen das Geld für neue Investitionen. Die Digitalisierung trägt aber dazu bei, dass die Innovationszyklen immer kürzer werden, während die notwendigen Investitionen gleichbleiben. Die Zeiträume, in denen sie ihre Infrastruktur nicht nur amortisieren müssen, sondern auch das Geld für die nächste Innovationsstufe verdienen müssen, werden also immer kürzer.

Rahmenbedingungen

Neben diesem internen Rahmen gibt es natürlich auch eine Art „externen Rahmen".
Beispiel 1: wie Kabel verlegt werden. Hier Beispiele aus Spanien und Rumänien.

Und hier Deutschland: 

BI210303-Beispiel1-Deutschland


Beispiel 2: Genehmigungsverfahren im Mobilfunk: Zwei Jahre und mehr dauert es, bis ein Standort genehmigt ist. Derzeit haben wir an 700 Standorten Probleme damit.

Beispiel 3: Der Wettbewerb. Der ist in unserer Branche sehr hoch. Dadurch sind die Preise im Mobilfunk gesunken. Minus 16 Prozent. Gleichzeitig sind die Kosten zum Beispiel für Tiefbau um 23 Prozent gestiegen. Und die Arbeitskosten um 22 Prozent.

Das alles hat natürlich auch Folgen für die Kosten und damit auch für die Tarife. In Deutschland kostet es im Schnitt über 1.500 Euro, einen Haushalt mit FTTH anzuschließen. In anderen Ländern sind es 300 Euro. Gleichzeitig ist Deutschland zum Beispiel im Mobilfunk sogar günstiger als viele andere westliche Länder, wie eine Studie des Bitkom belegt. Besonders bei Einsteigertarifen ist Deutschland aufgrund seines ausgeprägten Discountmarktes günstig. Aber dieser Discountmarkt sorgt wiederum dafür, dass die Umsätze pro Kunde im Schnitt zum Beispiel nur bei einem Drittel von denen in den USA liegen.

BI210303-Preisentwicklung

Letzter Punkt: Das gesellschaftliche Umfeld. Auch hier nur drei kleine Beispiele: Alle wollen Mobilfunk. Aber die Antenne nebenan will keiner. Mal verhindert der Denkmalschutz eine neue Antenne. Dann wieder der Naturschutz. Und auch die Diskussion über Antennen- und Handystrahlung kommt wieder in Schwung, die auch schon bei vorherigen Handytechnologien geführt wurde.

Klar ist aber natürlich: Jedes Unternehmen auf der Welt hat solch einen Rahmen. Manche mehr, manche weniger.

Unternehmertum bedeutet schlicht und ergreifend, damit umzugehen und das Beste herauszuholen. Das tut die Telekom.

Mein Punkt ist folgender: Wenn Anforderungen an ein Unternehmen formuliert werden, muss der gegebene Rahmen immer mitgedacht und im Zweifel auch verändert werden. Wenn Sie zum Beispiel vom Rennpferd Europa erwarten, dass es den Digitalisierungs-Galopp mit China und Nordamerika gewinnt, sollte man nicht ständig zusätzlichen Ballast in die Satteltasche packen.

Und übrigens gehen in meinen Augen auch viele Ländervergleiche schlichtweg fehl. Und zwar egal in welchem Bereich. Gesellschaften sind komplexe Gebilde mit vielen Abhängigkeiten. Aber bei vielen Vergleichen wird zwar das Ergebnis betrachtet, aber selten der Rahmen, der diesem Ergebnis zugrunde liegt. Allein schon deshalb, weil dieser Rahmen eben komplex ist und sich aus vielen Einzelteilen zusammensetzt, die sich gegenseitig bedingen. Schweden hat zum Beispiel eine gute FTTH-Versorgung. Dort leben rund ein Drittel der Menschen in den 10 größten Städten. In Deutschland sind es rund 13 Prozent. Die Niederlande haben das beste Mobilfunknetz in Europa. Und zwar das von der Telekom. Dort leben 413 Einwohner pro Quadratkilometer. In Deutschland sind es 232. In Rumänien liegt das Durchschnittsgehalt bei 1.037 Euro. In Deutschland bei knapp 4.000 Euro.

Und China wiederum hat sicherlich ein gutes Handynetz. Dort aber fällt bürgerlicher Protest gegen Mobilfunkmasten auch eher gering aus. Selbst wenn alle Empfang haben, empfangen sie aber nicht alles. China hat keine Meinungsfreiheit.

Wir bei der Telekom sind darum überzeugte Europäer. Wir glauben fest an unser Gesellschaftsmodell. Es gibt keine andere Region der Erde, in der Demokratie, soziale Sicherheit, Freiheit, Achtung der Bürgerrechte, Humanisierung der Arbeit und vieles mehr eine so starke Einheit bilden.

Bei aller Kritik, die ich ja selbst äußere, gilt für mich darum: In dubio pro Europe. Dazu gehört für uns als Telekom, dass wir hier unsere Verantwortung für die Digitalisierung wahrnehmen. Dass wir zwar für einen besseren Rahmen kämpfen. Aber dass wir vor allem das tun, was wir am besten können: Den Spaten in die Hand nehmen. Netze bauen. Festnetz und Mobil.

Wir machen nicht mehr alles allein, sondern wir suchen den Schulterschluss mit Unternehmen, die mit uns gemeinsam den Ausbau stemmen. Zum Beispiel in Stuttgart, wo wir mehr als eine Milliarde Euro investieren wollen und dort bis 2030 90 Prozent der Haushalte mit direkten Glasfaseranschlüssen versorgen. Oder unser Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Nordwest EWE, wo wir in zehn Jahren 1,5 Millionen Haushalte mit FTTH versorgen wollen. Invest: Zwei Milliarden Euro. 

Zweiter Punkt: Mobilfunk und 5G

Die Deutsche Telekom wird die Mobilfunkversorgung in Deutschland permanent verbessern. Bis 2021 wollen wir 99,3 Prozent der Bevölkerung mit LTE und mindestens 50 Mbit versorgen. Damit liegen wir dann auf dem Niveau führender Netze wie in Norwegen, die 99 Prozent Abdeckung erreichen, und der Schweiz mit 98 Prozent.

Auch hierzu eine kleine Anmerkung zum Thema Ländervergleich. Häufiger lese ich, dass das deutsche Mobilfunknetz schlechter sei als in Albanien. Das kann man so nicht stehen lassen. Es gibt eben nicht das deutsche Netz. Oder das albanische Netz. Sondern es gibt in jedem Land Netze mit unterschiedlicher Qualität. Und in Deutschland ist es leider so, dass es ein Netz eines anderen Betreibers gibt, das bei der Qualität den Schnitt nach unten zieht. Auch bei dem App-Anbieter Open Signal schneiden Albanien und sogar Peru besser ab als Deutschland. Hier einmal eine Karte, auf der man sieht, wo in Albanien, Peru und Deutschland (leider nur ein Ausschnitt, aber das Bild ist durchgängig grün) tatsächlich gemessen wurde (grüne Flächen). Ich denke, das spricht für sich.

BI210303-Ländervergleich

Was die Telekom tut

Die Telekom wird 2025 mit ihrem Netz 90 Prozent der Fläche Deutschlands mit 5G versorgen. Mit 4G erreichen wir diesen Wert schon 2021. Nur zum Vergleich: 30 Prozent der Fläche Deutschlands sind Wald. 51 Prozent sind Acker. Auch diese Flächen werden also zu großem Teil versorgt. Und gleichzeitig kommen wir einer gefühlten Flächenvollversorgung damit schon sehr viel näher. Und bei der reinen Telefonie erreichen wir aufgrund der Kombination verschiedener Standards sogar eine noch bessere Flächenabdeckung.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Telekom wird weiter jährlich über 5,5 Milliarden Euro in Deutschland investieren. Das ist Glas, das ist 5G und das sind weitere Innovationen. 

Kooperationen

Und auch beim Thema 5G suchen wir den Schulterschluss mit anderen Unternehmen. Wir sind offen für Kooperationen, soweit sie fair sind. Stichwort ausgeglichene Lastenverteilung. Wieviel Miete bekommen wir wo? Es ist ein Unterschied, ob wir über Kapazität in der Stadt oder auf dem Land reden - da kostet die Anbindung deutlich mehr. Wer sein Netz in der Stadt ausbaut und auf dem Land die Infrastruktur zu Stadt-Preisen mieten möchte, lässt sich von den anderen subventionieren.

Zusammengefasst: Die Telekom hat eine klare Haltung. Wir wollen, dass unsere Kunden in Deutschland #dabei sind bei den Möglichkeiten, die ihnen die Digitalisierung bietet. Sowohl die Privatkunden, als auch die Geschäftskunden. Wir glauben, dass Deutschland dafür den richtigen Rahmen braucht. Das erfordert ein Umdenken sowohl bei uns, aber es erfordert auch den Mut an anderen Stellen, alte Paradigmen über Bord zu werfen. Ein gelegentlicher Wechsel der Perspektive kann dabei helfen. Das ist meine ganz persönliche Erfahrung.

Zu unserem konkreten Ausbauplan für Deutschland, geht es hier lang.

Eine Zusammenfassung und einen Überblick mit den Fakten gibt es hier.
 

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Die Telekom investiert jedes Jahr mehrere Milliarden Euro in den Netzausbau. Informationen rund ums Netz.

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