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Luisa Vollmar

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Smart City muss Chefsache sein

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Noch ist Berlin keine Megastadt, doch die voranschreitende Urbanisierung erfordert auch von unserer Hauptstadt, dass sie smarter wird. 

Das kann sie durch technologische Maßnahmen, die das Leben in der wachsenden Stadt optimieren können. Wenn es nach Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer geht, soll Berlin innerhalb der nächsten anderthalb Dekaden sogar zur smartesten City in Europa werden. Um diese Ziel zu erreichen, muss aber zunächst einmal klar sein, was eine Stadt denn genau zur Smart City werden lässt, warum sie smart werden sollte und wer überhaupt etwas davon hat. Das wollten wir wissen und haben daher zum telegraphen_lunch „Welche Daten braucht die Smart City ?“ geladen. Mit Nicole Ludwig MdA (Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Sven Prüser (HfTW Berlin), Martin Spindler (Berater zu Internet of Things & Smart Energy) und Nicolas Zimmer (Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin) hatten wir gleich vier Impulsgeber, die mit unterschiedlichem Background an der ein oder anderen Stelle sicherlich für Aufklärung sorgen konnten, Denkanstöße lieferten und unseren Gästen Futter für weitere Diskussion mitgegeben haben.

Cornelia Yzer hätte es sicher gerne gehört:  Wenn es nach Nicole Ludwig ginge, dann können Deutschland und Berlin durchaus eine Vorreiterrolle einnehmen, denn eine gute Infrastruktur ist die Grundlage für eine Smart City. Erkenntnisse zieht sie dabei sicherlich auch aus ihrer Rolle als Mitveranstalterin der interaktiven Diskussionsreihe „Smart City Berlin“.  Und auch Nicolas Zimmer erwiderte auf Volker Wieprechts Frage, wo er denn schon die Smart City in Berlin sähe, dass „wenn wir sagen Smart City ist eine Stadt, in der Ressourcen nachhaltig genutzt werden, Zusammenleben besser organisiert wird und das Ganze mit digitaler Unterstützung, dann sind wir in Berlin schon ein gutes Stück weiter als an anderen Stellen.“

Durch digitale Unterstützung Ressourcen nachhaltig nutzen und Zusammenleben besser organisieren – das könnte eine Stadt also zur Smart City machen.  „Smart City alleine heißt ja nicht, ich finde einen Parkplatz schneller, weil mir eine App sagt, wo ein freier Parkplatz ist. Das ist auch Smart City und das ist toll“, so Nicolas Zimmer. Aber im Kern gehe es darum, auch eine smarte Verwaltung zu haben. Denn es geht auch um Wirtschaftlichkeit, ein Aspekt von Smart City, den Sven Prüser als Wirtschaftswissenschaftler betonte. Gerade durch den demographischen Wandel müssten Verwaltungen effizienter werden. Je mehr Digitalisierung, desto mehr Einsparung, so seine Meinung. Generell sieht er ein großes Potenzial darin, dass „wir aufgrund von guten Datenauswertungen unser Leben definitiv ökologisch optimieren können, mit Sicherheit komfortabler, sicherer gestalten können und wirtschaftlicher.“

Was Martin Spindler beim Punkt ökonomischere und sicherer Städte fehlte, war die Antwort auf die Frage der Beteiligung. „Für wen sind Städte denn eigentlich da?“ Wenn wir smarte Städte schaffen wollen, wie können wir sicherstellen, dass alle dabei sind? Allein das Messen und Erheben von Daten sei ein politischer Akt. „Wer entscheidet was gemessen wird? Wer entscheidet, woraufhin optimiert wird? Und wie können wir sicher stellen, dass da alle Bevölkerungsschichten repräsentiert sind?“ Fragen, die für Martin Spindler definitiv beantwortet werden müssen. Es geht also um mehr als die pure Digitalisierung der Städt. Daher schaut er als Mitbegründer der Cognitive Cities Conference auch dahin, wie sich die Städte  ändern, wenn sie dann erst mal smart sind.

Was es auch braucht, sind  Datenerhebung und -sammlung, auch wenn sie Herausforderungen bergen. Nicole Ludwig sagt, sie sei sehr datenaffin und wisse, welches Potenzial Datenauswertungen für die Smart City birgt. Doch es sei enorm wichtig, den Bürger mitzunehmen. Man könne nicht einfach dem Bürger sagen: „So, Du bist jetzt smart“. Man müsse ihm Eigenverantwortung gewähren und Grenzen schaffen. Was sind wirklich öffentliche Daten, und was sind persönliche Daten? Daten müssen ihrer Meinung nach so zentral wie nötig, aber so dezentral wie möglich gespeichert und verarbeitet werden. Datenschutz und -sicherheit sei dabei am Standort Deutschland sicherlich ein Vorteil . Nicolas Zimmer meinte: „Die Smart City braucht Smart Citizen und Transparenz. Man muss Bürgern klar machen, dass sie Dateneigentümer sind und was sie bewegen können.“ Nur dann erreiche man auch ihre Zustimmung. Klar wurde auch, dass es nicht nur die Bürger sind, die Daten zur Verfügung stellen müssen, sondern auch Unternehmen und die Verwaltung.

Schlussendlich war man sich einig. Die Smart City kommt. Martin Spindler ist überzeugt: „Die grundlegende Frage ist nicht, ob das kommt. Die Effizienzgewinnen die da zu heben sind, sind zu verlockend, um das nicht anzufassen. Die wichtige Frage ist, wie gestaltet man es.“ Vor allem fehle noch der politische Wille von Herzen, so empfindet es Nicole Ludwig. „Smart City muss Chefsache sein. Es geht um nicht weniger als die Operation am offenen Herzen. Es geht darum, eine Stadt zukunftsfähig zu machen.“

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