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Sandra Rohrbach

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Ritter für digitale Tafelrunde gesucht

Die Bundestagswahl liegt noch vor uns, noch ist nichts entschieden und trotzdem wird bereits über Posten im Kabinett gestritten. Zum Wahlkampf 2017gehört die Frage, ob wir in Zukunft einen Bundesminister für Digitales brauchen. Dieser soll nach Auffassung der einen die Fäden in der Hand halten, wenn es um die Digitale Agenda Deutschlands geht. Das andere Lager sieht keinen großen Änderungsbedarf und hält die bisherige Kompetenz-Aufteilung auf verschiedene Ministerien für effektiv. Dabei unterscheidet sich das Gerangel im politischen Betrieb kaum von dem, was derzeit in großen Unternehmen zu beobachten ist.

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Die Ritter der Neuzeit sind auf der Suche nach dem digitalen Gral.

Angesichts des zunehmenden Digitalisierungsdrucks wurden auch hier neue Jobtitel und Managementrollen eingeführt, allen voran der „Chief Digital Officer“. Bei der Telekom legen die Führungskräfte für das Digitale beispielsweise besonderen Wert auf das Prinzip „digitale Tafelrunde“. Damit wollen sie Vertrauen für das konzerneigene Digitalisierungsprogramm schaffen und den „digitalen Gral“ finden.

Wohin gehört die digitale Macht?

Schaut man in Richtung Großkonzerne wurden in den vergangenen Jahren neue Managementfunktionen geschaffen. Benannt werden immer häufiger so genannte „Chief Digital Officers“ (CDO) als Führungskräfte für das Digitale. Sie sollen dafür sorgen, dass viele digitale Produkte in einem agilen und modernen Arbeitsumfeld entstehen. Allein in Deutschland leisten sich fast 40 Prozent der börsennotierten Unternehmen einen Manager, der nur für die digitale Transformation zuständig ist. Mehr als jeder zweite CDO davon wurde in den vergangenen zwei Jahren installiert. Das Analystenhaus Gartner erwartet, dass bereits im kommenden Jahr zwei Drittel aller großen Firmen einen CDO an Bord haben werden.

Bemerkenswert ist allerdings auch: Auf Vorstandsebene sind Entscheider mit dem Titel „Chief Digital Officer“ noch nicht anzutreffen. Gleichwohl bedeutet dies nicht, dass Digitalisierungsthemen in der obersten Führungsebene kein Gehör finden. Drei von vier Konzernen aus der DAX-20 Gruppe haben laut neuesten Untersuchungen Vorstandsmitglieder, die IT und Digitalisierungsthemen verantworten. Das Thema Digitalisierung hat also Konjunktur bei den Vorständen.

Tausendsassa Chief Digital Officer

Das Los der CDOs scheint es jedenfalls zu sein, auch ohne eigenständige Vorstandsverantwortung Dynamik entwickeln zu müssen. Denn auf sie warten vielfältige Aufgaben: Sie sollen Change-Manager, Strategie-Mitentwickler, Umsetzer, Koordinatoren, Storyteller, Integratoren und Impulsgeber sein, abhängig vom jeweiligen Bedarf in den Firmen. Definitionen und Kategorisierungen für die Aufgabenprofile gibt bisher nur wenige. Inzwischen plädieren Unternehmensberater dafür, den „Chief Digital Officer“ einfach als „Digital Leader“ zu verstehen. Dazu gehören dann auch ähnlich klingende Jobtitel, wie beispielsweise „Chief Information Officer“ oder „Vice President of Digital Transformation“ oder ähnliches. Feststeht jedenfalls, dass es bis heute offenbar im Bezug auf das Digital-Management in Konzernen keine Blaupausen für hierarchische Strukturen gibt, sondern noch viel Raum da ist für Experimente.

Modell Tafelrunde bei der Telekom

Bei der Telekom liegt in gewisser Hinsicht bei der Umsetzung der eigenen digitalen Agenda ein Sonderfall vor. Das Unternehmen versteht sich als Telekommunikations- und IT-Konzern, kurzum als „Digitalunternehmen“, dessen ureigenes Geschäft darin besteht, Infrastrukturen für den digitalen Wandel zu bauen und zu betreiben. Dabei setzt sich der Vorstand dafür ein, dass Chancen und Risiken der Digitalisierung möglichst breit in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Credo: Eine digitale Verantwortung kann nicht vorgegeben, sondern will gemeinsam erarbeitet werden. Parallel wurden auch bei der Telekom in diversen Bereichen „Chief Digital Officer“ eingeführt, beispielsweise im Finanzbereich, im Vertrieb oder zur Koordination der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit. Darüber hinaus gibt es weitere Führungskräfte für das Digitale und die IT, wie den Chief Information Officer oder eine Geschäftsführerin für eine neu gegründete Digitale Division. Sie alle kommen in regelmäßigen Runden zusammen, um über ihre gemeinsame Aufgabe zu sprechen. Diese besteht darin, nicht nur für den Kunden digitaler unterwegs zu sein, sondern auch in der eigenen Zusammenarbeit. Ziel dieser „Digital Roundtables“ ist, möglichst viele „Follower“ für das eigene Digitalisierungsprogramm zu motivieren und sie an den Veränderungen zu beteiligen. Es herrscht also das so genannte „Buttom-up-Prinzip“ oder um im Bild zu bleiben: das Modell „digitale Tafelrunde“.

Der digitale Gral

Alle Unternehmen sind heute auf der Suche nach neuen digitalen Geschäftsmodellen. Die Digitalisierung soll für Erfolg und Wohlstand sorgen, auch wenn keiner wissen kann, wie und auf welche Weise genau. Darin unterscheiden sich die „Digital Leader“ heute kaum von den Rittern aus der mittelalterlichen Artus-Sage. Diese ziehen aus, um ihr Land zu retten, indem sie nach dem heiligen Gral suchen, und damit nach etwas Unbekannten, von dem sie nicht einmal wissen, wie es genau aussieht und ob er überhaupt gefunden werden kann. Die Anzahl der Ritter auf dieser Mission ist den Überlieferungen nach unterschiedlich groß. Die Angaben reichen von 12 bis hin zu 1.600 Mitgliedern. Zusammen kamen sie an einem runden Tisch. So ist die Tafelrunde bis heute Sinnbild für Zusammenkünfte, bei denen es nicht um Hierarchie- und Machtverteilung geht, sondern um die Klärung von Sachverhalten sowie um Austausch und Verständigung. In einem dieser „vordemokratischen Meetings“ aus der Artus-Legende erscheint den Rittern ein strahlender Gral. Gemeinsam ziehen sie daraufhin aus, um diverse Abenteuer zu bestehen. Alles findet ein gutes Ende, das zerstörte Land erblüht wieder zu einem Paradies.

Auch im 21. Jahrhundert darf an Zeichen und Wunder geglaubt werden. Mit dem Einsatz von Chief Digital Officers und anderen „Digital-Rittern“ kann der Suche nach einem „digitalen Gral“ Nachdruck verliehen werden. Reine Symbolik reicht dabei allerdings nicht aus. Die neue Manager-Liga für das Digitale muss wirklich etwas bewirken wollen, und dies - um im Bild zu bleiben - „ohne Furcht und Tadel“ angehen bzw. ohne „Digital Angst“. Ein gutes Zeichen jedenfalls ist, dass es im Politik-Betrieb die Diskussion um die Einführung eines Digitalministers gibt. Sie zeugt davon, dass vielen die Digitalisierung wichtig ist. Doch ohne „Ritter“ wird auch hier der „König“ keine Macht haben.

Wie seht ihr das?

Welche Erfahrungen habt ihr mit „Chief Digital Officers“ in eurem Unternehmen gemacht? Wie wird bei euch am Arbeitsplatz mit dem Thema Digitalisierung umgegangen? Bitte nutzt die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag für eure Gedanken zum Thema.

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